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Zwischenbilanz IV: Wohin nun des Wegs?

2016 9. April
von Martin Löschmann

Wenn Du nicht fliegen kannst, dann lauf,
wenn Du nicht laufen kannst, dann geh,
wenn Du nicht gehen kannst, dann kriech,
aber was immer du auch tust,
Du musst weitergehen. (Martin Luther King, Jr.)

Lassen wir das mit dem nun endlich, es wird höchste Zeit usw. In der Tat der vierte Zwischenbericht ist lange schon angekündigt und überfällig Doch der Herderblog hat nie unter Zeitdruck gelitten, sieht man vielleicht davon ab, dass die, die sich noch erinnern konnten und können, immer rarer werden, weil der Tod sie von der Herderbühne abrief und abruft.
Umso erfreulicher, dass sich unter dem Pseudonym Astrid Zeven eine ehemalige Mitarbeiterin mit einem autobiografischen Roman Die Mitläuferin, in dem das Herder-Institut als ‚Institut‘ eine mitteilenswerte Rolle spielt, in Erinnerung gebracht hat. Selbstredend nicht gedacht für den herderblog, aber doch dankbar von ihm aufgegriffen und in Gestalt zweiter Rezensionen entsprechend gewürdigt. Vgl. auch Gerhard Wazel „Memoiren und DaF – neue Facetten“.
Es lohnt sich, da mal hineinzuschauen. Als E-Book übrigens auch preiswert zu haben. Das gilt auch für Löschmanns Unerhörte Erinnerungen eines Sonstigen, in denen das Herder-Institut einen verhältnismäßig breiten Raum einnimmt, und die in mehreren Beiträgen so oder so reflektiert worden sind.
In beiden Fällen stellen sich gewissermaßen ehemalige Mitarbeitende aus, wenn auch im unterschiedlichen Maße und mit unterschiedlichen Vorgehensweisen. Beide ertrinken nicht im „Paradies der Erinnerungen“. Mit beiden Erinnerungsbänden aus dem vergangenen Jahr sind es jetzt insgesamt DREI. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Leser an den Beitrag: „Ein ehemaliger Kommilitone und späterer Kollege des Herder-Instituts legt seine Memoiren vor“ zu Peter Zimmermanns Geschichte wird uns zugefügt. Ein Ostdeutscher erinnert sich an das 20. Jahrhundert aus dem Jahre 2005.

Das aus der Sicht des Herderblogs bilanzierte Jahr 2015 kann überhaupt von mindestens zwei Projekt-Abschlüssen berichten. So wurde im vergangenen Jahr der Sammelband Humor im Fremdsprachenunterricht beendet, der u.a. Aspekte aufgreift, die im Blog-Beitrag „Ach ja, ach nein, ach wirklich – am Herder-Institut wurde auch gelacht?“ thematisiert sind. Im genannten Buch, von Martin Löschmann herausgegeben, sind Beiträger und Beiträgerinnen aus verschiedenen Ländern aufgenommen, darunter zwei weitere ehemalige Mitarbeiter des Herder-Instituts. Marianne Löschmann und Peter Ecke (USA). Ein kleines Jubiläum obendrein: Der 10. Band schließt die Reihe Deutsch als Fremdsprache in der Diskussion/Peter Lang-Verlag zunächst ab. Leider hat sich bis jetzt niemand gefunden, die Reihe fortzusetzen. Der Verlag wäre daran interessiert. Um die ‚freie Stelle‘ auch hier im Blog an- und auszupreisen: Diese Reihe soll – verkürzt formuliert – der wissenschaftlichen Fundierung des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache dienen. (Dies für meinen Schulfreund Erhard, der sich für diese Reihe interessierte.)

Landmannneu Ein zweites Projekt, das der Blog im Auge hatte, ist ganz gewiss der Band Memories of Kahira are Memories of RDG von Bernd Landmann, erschienen im Hausverlag. Der Titel wird verständlich, wenn man das Geleitwort des Geschäftsführers der Rahn Dittrich Group (RDG) liest. Gotthard Dittrich beginnt sein Geleitwort so: “Klappern gehört zum Handwerk. Diese alte Müllerweisheit gilt heute nicht weniger als zu ihrer Entstehungszeit, eher mehr. Wer am Markt dauerhaft erfolgreich sein will, muss Werbung betreiben. Die Texte, die in diesem Buch versammelt sind, haben mit einer ganz besonderen Variante der Werbung zu tun“ So wurde Dr. Bernd Landmann gebeten für die deutschsprachige Zeitschrift Papyrus Magazin in Ägypten zu schreiben und dabei für die RDG geschickt zu werben. Das konnte und musste ihm gelingen, denn „er und seine Frau Sigrid sind von 1968 bis 1971 im Auftrag von DDR-Institutionen in Kairo beruflich tätig gewesen, er als Lektor für Deutsch als Fremdsprache an ägyptischen Hochschulen, sie als Sekretärin eines Technischen Kundendienstbüros im DDR-Außenhandel. Die Jahre in Ägypten haben beide nachhaltig beeindruckt“, sodass er aus einem schier unendlichen interkulturellen Erlebnis-Born schöpfen konnte. Warum hier über diesen Band geschrieben wird? Ein Teil der versammelten Beiträge sind in der einen oder anderen Form auch in diesem Blog über Jahre hinweg veröffentlicht worden, zuletzt: „Es wächst zusammen, was zusammengehört. Nachdenken über ein Politikerwort mit Blick auf die Deutschen in Kairo“ (09.0915).
Viele Beiträge fanden Interessenten, was an den Klicks zu erkennen war. Die haben übrigens im Vergleich zur Bilanz III zugenommen. Es kann schon mal passieren, dass sich rund 50 Personen pro Tag einklicken. Sicherlich sind darunter auch ‚Klicker‘, die sich nur verklickt haben.Vermutlich hängt die Zahl auch mit der Erweiterung des Themenspektrums und dem Ausbau bestimmter aktueller Themen. Vgl. z.B. „Russland ist noch nicht abgehakt“ zusammen. Immerhin sind seit Bilanz III 36 Beiträge der verschiedensten Art hinzugekommen.

Doch zurück zu Landmann und weg von schnöder Statistik. Sofern sich Bezüge, so weitläufig auch immer, zum Herder-Institut ergaben, wurde er gebeten, seine ‚Offenbarungen‘ auch dem herderblog anzuvertrauen. Dank seiner Großzügigkeit partizipiert nunmehr der Blog am Glanz des Bandes. Ich bin sicher, der eine oder andere Ägyptenfreund wird sich das Büchlein besorgen wollen. In diesem Falle sollte man sich an die Europäische Stiftung der Dittrich Group für Bildung und Kultur. Markt 10, 04109 Leipzig wenden. Ich selbst bin besonders gespannt, welche Aufmerksamkeit Landmanns Beitrag „Luther und der Islam. Nachdenken über die Entstehungsgeschichte eines Buches, das dem Dialog zwischen Luthertum und Islam gewidmet ist“, im kommenden Jahr, im Lutherjahr 2017 also, erreichen wird. Ach ja, wäre es nicht ein lohnendes Projekt Luther am Herder-Institut?
Mit diesem Ausblick wird schon klar, dass es mit dem Blog weiter gehen kann und soll, selbst wenn es wohl keine Beiträge mehr direkt zum Herder-Institut der Karl-Marx-Universität geben wird. Aber Veröffentlichungen im Verständnis des Instituts werden nicht auf sich warten lassen. Oder doch?
Jedenfalls verstehe ich meine beiden Beiträge zu Lehr- und Lern-Materialien für die sprachliche Integrierung von Flüchtlingen in diesem Sinne, auch wenn sich das Herder-Institut nicht mit dieser Klientel einst befasste. Die kritische Auseinandersetzung mit einem kürzlich erschienenen Buch Alphabetisierung in der Fremdsprache Deutsch. Lehrmethoden auf dem Prüfstand in der Polemik „Im Anspruch wissenschaftlich, im Vollzug wohl eher nicht“ atmet den Geist der Forschungsabteilung des Herder-Instituts. Allerdings gilt jetzt das dort gegebene Wort: Löschmann wird sich zu aktuellen wissenschaftlichen Publikationen auf dem Gebiet DaF und DaZ nicht mehr äußern. Aber vielleicht raffen sich ja andere, jüngere DaZ- und DaF-Enthusiasten jenseits der landläufigen gelegentlich ideologisierten DaF- und DaZ-Glaubenssätze auf.

Schließlich möchte ich noch auf eine Frage kurz eingehen. Wie oft bin ich von nicht regelmäßigen Blog-Lesern und -Leserinnen gefragt worden, ob sich denn vor Jahr und Tag Angesprochene aus Zeiten der Wende zu Wort gemeldet haben. (Vgl. z.B. „Nur noch eine Frage an Frau Fix und Frau Wotjak sowie an Herrn Wenzel“ aus dem Jahre 2012) Auch im vierten Zwischenbericht muss die Frage leider verneint werden. Allerdings hat es, über x-Ecken erfahren, womöglich doch eine Reaktion gegeben. Indes wissend, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, habe ich dennoch das Gerücht aufgegriffen und es in „Endlich eine hoffnungsvolle menschliche Reaktion“ verarbeitet.

Ansonsten fällt mir nur noch Schopenhauer ein: „Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.“

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