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Erste Randnotizen zum Auftaktbeitrag von Martin Löschmann

2011 9. Mai
von Gerhard Wazel

Die Koordinierung eines multilingualen DaF-Projekts und die Vorbereitung unseres 20jährigen Institutsjubiläums hindern mich momentan daran, ausführlich auf die spannenden und brisanten Darlegungen Martin Löschmanns einzugehen. Aber für erste Notizen zu einigen aufgeworfenen Fragen muss Zeit sein, zumal zu hoffen ist, dass diese Anlass für weitere (ergänzende, korrigierende) Reminiszenzen sind, denn es ist ja schon eine Weile her, seitdem wir da als Agens oder Patiens zugange waren, weshalb Erinnerungen allmählich verblassen. Ich beginne mit dem Reizwort ‚Herder-Institut als Leitinstitut für Deutsch als Fremdsprache‘. So war es vom Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR (MHF) anfangs zweifelsohne gedacht und geplant. Und es entsprach den Tatsachen: Am Herder-Institut gab es zunächst die größte Zahl ausländischer Studenten und den einzigen, starken Forschungsbereich mit international beachteten Ergebnissen sowie einer eigenen, durchaus anerkannten und häufig zitierten DaF-Zeitschrift. Je mehr ausländische Studierende und – in diesem Kontext relevant – Germanistikstudenten im Voll- und Teilzeitstudium auch an die Universitäten kamen, begann dort mehrheitlich in den germanistischen Instituten der Aufbau eigener Lehrbereiche DaF, die sich die Institute einerseits gern einverleibten, weil sie dadurch mehr administratives Gewicht erhielten. Andererseits waren die mehrheitlich von Literaturwissenschaftlern geleiteten Institute der Meinung, um DaF zu unterrichten, brauche es keiner weiteren theoretischen Reflexionen, zumal sich damit das Herder-Institut befasse und seit Langem das Wichtigste gesagt sei. Je stärker unsere Bereiche nolens volens quantitativ aufgestockt wurden und deren Mitarbeiter damit auch in verantwortliche Funktionen der Institute gelangten, sei es in den Massenorganisationen oder in den staatlichen Gremien, desto größer wurde nicht nur unser Selbstbewusstsein, sondern auch das Bedürfnis, die sich in der täglichen Arbeit stellenden wissenschaftlichen Fragen zu beantworten. Da unsere DaF-Bereiche schließlich auch dadurch ökonomisch interessant wurden, dass wir die so dringend benötigten Devisen einbrachten – in Jena führten wir regelmäßig devisenträchtige Fortbildungskurse für ausländische Deutschlehrerverbände, internationale Hochschulferienkurse, Studentenkurse für das ‚westliche Ausland‘ durch (vor allem Japan, USA, Norwegen, Nigeria) wurden wir widerstrebend ernster genommen. Schließlich initiierte das MHF eine Arbeitsgruppe Sprachpraxis, die zunächst von mir, am Ende auf meinen Vorschlag hin von Joachim Buscha geleitet wurde und in der alle DaF-Vertreter der Universitäten regelmäßig zusammenkamen, sich absprachen, planten“ zunächst überregionale Curricula für den umfangreichen studienbegleitenden Sprachunterricht bei ausländischen Germanisten, die dann auch allgemein verbindlich wurden. Danach machten wir uns daran, Forschungen zu unserem Fachgebiet in Gang zu setzen und unsere universitären Lehrbereiche Schritt für Schritt und gegen mitunter beträchtliche Widerstände in Wissenschaftsbereiche umzuwandeln. Dass Jena dabei die Vorreiterrolle übernehmen konnte, lag schlicht daran, dass ich gleich nach verteidigter Habilitationsarbeit zur Methodik Deutsch als Fremdsprache – zeitgleich (offenbar nicht ohne Absicht) mit Harald Weinrich – eine ordentliche Professur für DaF bekam und gleichzeitig Sektionsdirektor wurde. Das ermöglichte es mir, unseren DaF-Bereich weiter mit profilierten, größtenteils auslandserfahrenen Mitarbeitern aufzustocken, die sich dann zielstrebig mit Dissertationen und Habilitationen qualifizierten. Diese Forschungen machten uns deutlich, dass nicht nur der Sprachunterricht adressatenspezifisch zu gestalten sei, sondern dass die ausländischen Germanistikstudenten auch in den germanistischen Disziplinen anders auszubilden seien als beispielsweise unsere muttersprachlichen Diplomanden, die wir ebenfalls in Methodik DaF unterrichteten. So entwarfen wir peu a peu einen Studienplan für in der DDR studierende Auslandsgermanisten, den wir u.a. vor arrivierten germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaftlern als Opponenten im MHF verteidigten. Die Grundzüge der Konzeption finden sich u.a. in einem meiner Beiträge in einem Sammelband der FSU, der noch vor der Wende erschien (s. Prolegomena zum Studienfach Auslandsgermanistik für Muttersprachler. In: Wazel, G. et al. (Hrsg.): Neuere Entwicklungen im Fach Deutsch als Fremdsprache. Wissenschaftliche Beiträge der Friedrich-Schiller-Universität. Jena 1989. 6 – 30.) Auch ein durch einen glücklichen Zufall auf uns gekommenes Forschungsprojekt mit dem DaF-Lehrstuhl der Universität Bielefeld und die selbstlose Hilfe der dortigen Kollegen spielte dabei eine große Rolle, und so konnten wir schon kurz nach der Wende DaF-Studiengänge anbieten. Sie wären aber auch bei Fortbestehen der DDR realisiert worden. In den beschriebenen Prozess der Etablierung der DaF-Bereiche war letztlich auch das Herder-Institut involviert, und zwar in Gestalt der Kooperation, insbesondere mit den Bereichen Methodik/Informatik und Landeskunde. Wir stimmten Konzeptionen ab, betreuten gegenseitig Dissertationen und Habilitationsschriften und publizierten gemeinsam. Auf diese Weise sahen wir uns zumindest bei der Ausbildung ausländischer Germanisten schon Mitte der 80er Jahre auf gleicher Augenhöhe mit dem Herder-Institut, dessen Vertreter übrigens auch in unseren bilateralen Germanistenkommissionen entweder als Mitglieder oder als Referenten mitwirkten. Diese Kommissionen waren ein weiteres wichtiges Instrument unserer Emanzipation von der bis dato auch in der DDR literaturwissenschaftlich dominierten Binnengermanistik. Doch dazu vielleicht demnächst mehr.

  1. Martin Löschmann permalink*
    Juni 14, 2011

    Löschmann (L): Hans Lindner, der sich im Blog schon verewigt hat, schreibt mir von der „Fachkommission Deutsch für Ausländer an den Universitäten und Hochschulen“, deren Vorsitzender eine Zeit lang auch Wenzel war“. In welchem Verhältnis steht die Arbeits-gemeinschaft „Sprachpraxis“ zu dieser Kommission und welche Befugnisse hatte die AG?

    Wazel (W): Das war, wenn ich mich recht erinnere, das Fachgremium für den studien-begleitenden Deutschunterricht mit Ausnahme der Germanisten. Mit der AG Sprachpraxis hatte sie nichts zu tun, außer dass einige Herder-Mitarbeiter in beiden präsent waren. Es gab auch lange Zeit absurderweise keinerlei Kooperation, obschon dies sinnvoll gewesen wäre. Unsere AG war nur für den studienbegleitenden Deutschunterricht für Germanisten zuständig und wurde später gegründet. Unsere wichtigsten Anliegen waren die didaktisch-methodische Forschung, die Qualifizierung des Lehrpersonals, die Ausarbeitung von Studienplänen und Curricula für das Vollzeit- und Teilzeitstudium und die Entwicklung konkreter Lehr- und Lernmittel, angefangen von Lehrbüchern bis hin zu multimedialen Lehr- und Lernmitteln, die wir schnell im Focus hatten, wie z.B. die von mir im Verlag der Friedrich-Schiller-Universität herausgegebene Monografie „Computer und Video im fremdsprachlichen Deutschunterricht“ demonstriert. Viele der dort formulierten Prinzipien, die aus eigenen Forschungen resultierten, bewährten sich in der Folge in der Praxis, wurden in Lehrmaterialien umgesetzt und sind auch heute noch gültig.

    L: Ist in eurer AG z.B. auch das Lehrbuch „Deutsch für Germanisten. Lehrbuch für den Sprachunterricht ausländischer Deutschlehrerstudenten“ (Autorenkollektiv unter Leitung von Maria Jaeschke und Ingrid Kelling) diskutiert worden?

    W: Ja, natürlich, und zwar sehr intensiv. Wir bekamen dabei die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen von allen DaF-Bereichen an den Universitäten. Die meisten von ihnen hatten ja eine solide Auslandserfahrung. Im Grunde genommen waren die Diskussionen eine wichtige Voraussetzung für unser späteres Vorhaben, eine echte Auslandsgermanistik zu begründen, die nicht nur eine Kopie der Binnengermanistik sein sollte.

    L: Von mir aus gesehen hat sich die Etablierung des Studienganges selbst in Jena zu lange hingezogen. Ich will deinen Einsatz und Erfolg dabei keineswegs schmälern. Dennoch frage ich dich: Wie erklärst du dir das?

    W: Das ist richtig: Wir hätten früher starten sollen. Aber die innergermanistischen Widerstände waren ziemlich groß. Selbst in Jena, wo wir ja aufgrund meiner Berufung, des großen Wissenschaftsbereichs DaF bzw. später „Germanistik für Ausländer“, dann „Institut für Auslandsgermanistik“ ziemlich gut aufgestellt waren, gab es viele Widerstände zu überwinden, geschweige denn an den anderen Universitäten, wo wir als AG Sprachpraxis permanent Druck machen mussten. Obwohl wir uns mit den meisten Literatur- und Sprachwissenschaftlern persönlich gut verstanden (wir luden sie ja auch in unsere Hochschulferienkurse und in die Symposien der von uns geleiteten bilateralen Germanistenkommissionen ein, etwa in meine mit der damaligen ČSSR, in der du ja auch warst, usw.), wollten die meisten nichts von einer eigenständigen Auslandsgermanistik wissen, die nicht der Binnengermanistik nachempfunden war. Bei den Sprachwissenschaftlern hatten wir es leichter, denn sie wurden auch von vielen Literaturwissenschaftlern, die sich als die Gralshüter der reinen Germanistik verstanden, etwas von oben herab angesehen. Seltsamerweise wurden sie auch (etwa in Jena) von den literaturwissenschaftlichen Slawisten unterstützt, die anfangs bei uns als Sektionsdirektoren oder Prorektoren das Sagen hatten.

    L: An dieser Stelle erlaube ich mir einen Hinweis auf Waldemar Pfeiffers Ausführungen zu den Schwierigkeiten der Herausbildung von DaF. Du wirst dort u.a. als einer derjenigen aufgeführt, der sich im starken Maße um die wissenschaftliche Fundierung von DaF stark bemühte. (Siehe Kommentar von Horst Ziebart, der auf den entsprechenden Essay von Pfeiffer aufmerksam macht.)

    L: Du, Gerhard, dein Hinweis darauf, dass du dich für eine Professur von Dr. habil. Joachim Buscha eingesetzt und geraten habest, ein eigenes Institut an der Uni zu gründen, hat mir wieder vor Augen geführt, wie kompliziert die Situation in Leipzig war.
    Zieht man also in Betracht, dass Buscha 1988 – 1990 als Dozent für Deutsch als Fremdsprache Leiter des Fachbereiches Deutsch als Fremdsprache der Sektion Germanistik und Literaturwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig war, gab es genügend gute Gründe, den Studiengang diesem Fachbereich zuzuordnen. Selbstverständlich wäre das HI aktiv einzubeziehen gewesen.
    War das so etwa deine Vorstellung? Und war eigentlich angedacht, an den Unis in Berlin, Halle Greifswald und Rostock ebenfalls Studiengänge DaF einzurichten?

    W: Langfristig schon, aber zunächst wären wegen der unzureichenden personellen Ausstattung neben Jena nur die HUB Berlin und vielleicht die KMU Leipzig dazu in der Lage gewesen. Unser Hauptziel waren zunächst die Etablierung und Stärkung der DaF-Bereiche an allen Universitäten und die wissenschaftliche Qualifizierung der MitarbeiterInnen. Hier brauchten wir nicht zuletzt habilitierte Professoren oder Dozenten als Leiter, die unsere auslandsgermanistischen Anliegen auch gegen die Widerstände an den betreffenden Universitäten durchsetzen konnten. Außer an zwei Universitäten hatten wir das bis 1989 geschafft. In Jena standen außer mir gleich zwei weitere frisch Habilitierte zur Verfügung. Wir kümmerten uns übrigens auch um die Entwicklung der Landeskunde in unseren Bereichen (die eine große eigene, von uns unabhängige AG hatte) und versuchten sie in Richtung der interkulturellen Kommunikation zu profilieren, wie mein Beitrag in unserem letzten Lehrbuchautorensymposium des Sprachkomitees in Köthen zeigt. Aus diesen konzeptionellen Ansätzen ging dann nach der Wende nahtlos die Konzeption für unser Institut für Interkulturelle Kommunikation hervor.

    L: Ein wenig Gossip muss auch in diesem Blog sein. Übrigens, Prof. Helbig war immer dafür zu haben.
    Als die Zeit für Rößler als Direktor des Herder-Instituts gekommen war, wurden verschiedene Nachfolger gehandelt: Auch du gehörtest zu den Ausgewählten, obwohl von der Uni/SED-Kreisleitung Prof. Erhard Hexelschneider eindeutig favorisiert und schon lange ins Visier genommen war. Was hatte es mit dem Gerücht auf sich?

    W: Ich wurde einmal in den 70er Jahren, glaube ich, gefragt, ob ich eine neu zu gründende Zweigstelle des Herder-Instituts in Gera übernehmen möchte. Da meine Mutter dort ein Häuschen hatte und quasi gegenüber wohnte, war ich nicht abgeneigt, aber dann protestierten die Kleingärtner, die deshalb hätten umziehen müssen. Deshalb wurde nichts daraus. Hätte man mir die Leitung des Herder-Instituts in Leipzig nach Johannes Rösler angeboten, hätte ich selbstverständlich abgelehnt, denn mein Lehrstuhl an der FSU in Jena war das, was ich immer haben wollte. Hier gab es spannende Aufgaben in Forschung und Lehre, die uns vollkommen zufriedenstellten.
    Als Nachfolger von Johannes Rösler war ich jedoch bei der Leitung des Sprachkomitees der DDR im Gespräch. Eine ganz wichtige Aufgabe dieses (DaF-)Deutschlehrerverbands der DDR war – was die fachlichen Inhalte betraf – u.a. die Vor- und Nachbereitung internationaler Deutschlehrertagungen, Lehrbuchautorensymposien etc., an der ich immer aktiv beteiligt war. Das interessierte mich, weil es mein Arbeits- und Berufungsgebiet war und ich (durch Kongresse, Lehrbuchautorensymposien und von uns durchgeführte Fortbildungskurse) beste Verbindungen zu ausländischen Deutschlehrerverbänden und dem damaligen IDV hatte. Wie du weißt, hatte ich z.B. beim IDV-Kongress 1980 in Nürnberg die Leitung des ziemlich komplizierten Podiumsgesprächs übertragen bekommen. Und auch sonst war ich öfter als Repräsentant des Sprachkomitees im Ausland unterwegs, und zwar nicht nur in den ehemals sozialistischen Ländern, sondern auch in Süd- und Westeuropa, in den USA, in Kanada, Westafrika und Indien. Daher war ich als Röslers Stellvertreter im Sprachkomitee auch eine Zeit lang nicht abgeneigt, seine Nachfolge anzutreten. Das hätte gut zu meiner Arbeit in Jena gepasst. Außerdem hatte ich mich peu à peu mit Johannes Rösler in die Aufgaben geteilt: Er machte als cleverer, mitunter sturer Diplomat die Politik, ich war mit zwei weiteren Stellvertretern für das Fachliche zuständig.
    Das funktionierte ganz gut, und wir konnten vieles auch unterhalb der offiziellen Linie in Ost
    u n d West zum Wohle unseres Fachs und unserer Wissenschaftler und DaF-Praktiker durchsetzen, etwa eine größere Anzahl von Teilnehmern an wissenschaftlichen Veranstaltungen im jeweiligen Ausland, die wir uns wegen fehlender Devisen nicht hätten leisten können. Das wussten dann wenigstens auf unserer Seite nur die mit uns in der praktischen Arbeit verbundenen Mitarbeiter des MHF, die selbst vom Fach waren, aber nicht die Offiziellen in den Ministerien. Da „kungelten“ wir schon auch ab und zu einmal mehr oder weniger heimlich mit den Vertretern der Bundesrepublik.
    Zurück zum Kern deiner Frage: Als ich nach der Wende sah, wohin sich alles entwickeln würde, lehnte ich das tatsächlich erfolgende Angebot der Rösler-Nachfolge in der Vollversammlung ab.
    Dann übernahm unser kluger, erfahrener ehemaliger wissenschaftlicher Sekretär Harald Schubert die Leitung und den Transfer.

  2. Gerhard Wazel permalink
    Juni 25, 2011

    ML:
    In der Dissertation von Frau Wilma Gramkow, die der Bloggemeinde schon bekannt ist, findet sich eine kurze Passage zum Thema Studiengang DaF. Offensichtlich beruft sie sich dabei auf Prof. Hexelschneider, denn sie verweist bei der folgenden Feststellung S.82 in der Anmerkung 200 auf ihn: „Aufgrund der Hochschulpolitik der DDR gelang es leider nicht, einen Studiengang DaF am Herder-Institut einzurichten.“
    Ganz abgesehen davon, dass es ja Teilstudiengänge gab und Jena quasi vor der Etablierung des Studienganges stand, stellt sich mir die Frage, ob man die Hochschulpolitik für die Verlangsamung der Studiengang-Einrichtung verantwortlich machen sollte. Mir will es scheinen, als ob – in zumindest in den letzten Jahren – die für DaF zuständigen Stellen im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen in diesem Punkt eher die Etablierung des Studienganges in den letzten Jahren forciert hätten. Wie siehst du das?

    Wie das in Bezug auf das Herder-Institut war, kann ich nicht beurteilen, aber was die Universitäten betrifft, so bremste das MHF in Bezug auf die Weiterentwicklung der (ja auch ökonomisch sehr interessanten) Auslandsgermanistik (wir gehörten in Jena mit unseren diversen Kursen und Studienangeboten zu den durchaus geschätzten stabilen Devisenbringern) und den Studiengang keineswegs. Das waren eher, wie bereits erwähnt, die etablierten Germanisten und die Administration an den Universitäten, die, oft unterstützt von Literaturwissenschaftlern der anderen Fächer, eine genuine Auslandsgermanistik für abwegig hielten. Erstens hielten sie sie für überflüssig, zweitens waren sie der Meinung, unser Fachgebiet sei eine schlichte praktizistische Angelegenheit, und drittens ging es dabei auch ganz schlicht um Stellenfragen, insbesondere bei den Professuren und Dozenturen. Deren Zahl war ja begrenzt, und wir wären dann auch hier eine Konkurrenz für die Binnengermanisten und Slawisten usw. geworden. Dass wir straff auf Habilitationen auf unserem Fachgebiet an allen Universitäten hinarbeiteten (in Jena hatten wir ja am Ende drei Habilitierte), wurde deshalb gar nicht so gern gesehen. Diesbezüglich waren sich ausnahmsweise einmal die meisten Sprachwissenschaftler mit den Literaturwissen-schaftlern einig. Da wurde nicht mit dem Florett gefochten, sondern mit dem Säbel. So entblödete sich nicht einmal ein prominenter und sonst seriöser, von uns geschätzter Sprachwissenschaftler bei einer Habilitationsverteidigung in Jena, sich laut zu fragen, ob das denn Wissenschaft sei. Andere waren skeptisch, aber für Argumente offen. Als positives Beispiel will ich nur Prof. Erwin Arndt von der HUB anführen. Allerdings war er auch einer meiner Habilitationsgutachter sowie Mitglied unserer Bilateralen Germanistenkommission DDR/ČSSR und wusste, worum es uns ging. Fairerweise bestellte ihn das MHF auch als meinen Opponenten bei der offiziellen und recht hoch gehängten Verteidigung unserer auslandsgermanistischen Konzeption im MHF.
    Dass das MHF nicht bremste, zeigte sich auch daran, dass man zur Unterstützung unserer Bemühungen (am Herder-Institut in, in Magdeburg, Rostock, Berlin) auch mehrere Nichthabilitierte zu Dozenten berief, weil es mit der Qualifizierung nicht so schnell voranging, wie wir das wollten (und perspektivisch auch geschafft hätten).

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  1. Memoiren und DaF – neue Facetten | Herderblog.net

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