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Fundsache 5. Oktober 2013

2013 5. Oktober
von Marianne Löschmann

 

Beim altersgemäßen Aussortieren von Papieren finde ich den folgenden Text, der in Wendezeiten von Ossi-Händen weitergegeben, als ein Ausdruck unserer dazumalen schwach ausgeprägten Wehrhaftigkeit gegen den grassierenden Rundumkahlschlag gelten kann.

Theodor Storm schrieb 1867, nachdem sich Preußen die beiden ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein einverleibt hatte:

Wir können nicht verkennen, daß wir unter Gewalt leben. Dies ist umso einschneidender, als sie von jenen kommt, die wir gegen die Gewalt zu Hilfe riefen und die uns jetzt, nachdem sie jene bewältigen halfen, wie einen besiegten Stamm behandeln, indem sie wichtige Einrichtungen, ohne uns zu fragen, hier über den Haufen werfen.

Obenan steht ihr schlechtes Gesetzbuch, worin eine Reihe von Paragraphen ehrlichen Leuten gefährlicher sind als den Spitzbuben, die sie angeblich treffen sollen.

Obwohl das Land “sowohl wegen der Art, wie es das neue Gebiet gewonnen, als auch, weil wir zum geistigen Leben der Nation ein großes Kontingent gestellt haben“ alle Ursache zu bescheidenem Auftreten bei uns hat, kommt doch jeder Kerl von dort mit der Miene des kleinen persönlichen Eroberers und als müsste er erst die höhere Weisheit bringen.

Unglaublich ist die naive Roheit dieser Leute.
Auf diese Weise einigt man Deutschland nicht.

Ein Schelm, wer Arges dabei denkt?

Drei Stellen würde ich ohne Bedenken gültig unterschreiben auch für die Zeiten nach 1989 in den neuen Bundesländern.

Preisfrage: Welche drei Gedanken könnten wohl gemeint sein?

Kleine Hilfestellung: Mit Sicherheit der erste nicht, wohl aber der letzte.

  1. Inge Jank permalink
    Oktober 6, 2013

    Hallo, Marianne,
    gerade finde ich Deine Fundsache – was das Ausräumen so alles zu Tage fördern kann, was? Storm war ein Kenner der Menschheit, vielleicht ist das nicht nur uns und denen damals so passiert.
    Zu der Preisfrage: „Kontingent “ ist kein schlechter Gedanke! (An welchen Preis hattest Du gedacht?)
    Soll ein Spaß sein! Grüße von Haus zu Haus!

  2. Helmut König permalink
    Dezember 26, 2013

    Liebe Marianne,
    leider war es mir seiner Zeit, an die du mit deinem Auszug von Th. Storm erinnerst, nicht vergönnt, diesen zu Gesicht zu bekommen.
    Aber aktueller hätte es wirklich nicht sein können. Irgendwie scheint sich Geschichte in einem bestimmten Maße doch zu wiederholen.
    Wenn man mal von physischer Gewalt absieht, bin ich fast geneigt zu sagen:“
    Her damit, ich unterschreibe alles“! Und um in meinem Fachgebiet zu bleiben: „Passt wie Faust aufs Auge“!

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