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Nur noch eine Frage an Frau Fix und Frau Wotjak sowie an Herrn Wenzel

2012 29. Dezember
von Martin Löschmann

Ursprünglich wollte ich an Sie alle drei einen ähnlich gelagerten Fragebogen zu Papier bringen, wie man ihn seit ein paar Tagen unter der Überschrift „Ein Fragebogen für Herrn Scholz“ (herderblog.net) finden kann. Im zweiten Anlauf wurde mir klar, meine Intention ließe sich durch nur eine Frage realisieren. Es genügte, wenn Sie einzig den Vorwurf erhellen würden, ich häte Anfang der siebziger Jahre für eine vorzeitige Rückkehr von Dr. Horst Weber aus Helsinki gesorgt.
Im Fall des Falles könnte Ihnen die Antwort, wie ich gern annehmen möchte, durch das gewählte multiple choice Format erleichtert sein. Sie bräuchten lediglich die zutreffenden Sätze zu markieren, und natürlich steht es Ihnen jederzeit frei, die Fragen zu kommentieren bzw. sich unabhängig von ihnen zu äußern. Was Sie auch schreiben, es wird dem Blog überantwortet. Falls Sie das vorgeschlagene Format wählen, reicht es völlig aus, die entsprechende Zahl plus den jeweiligen Buchstaben niederzuschreiben, Mehrfachantworten sind selbstverständlich möglich.
Da Sie vordem alle drei Auslandskader waren, wussten Sie auch, dass für DDR-Lektoren bzw. DDR-Lektorinnen die Verweildauer im chtsozialistischen Ausland, z.B. Finnland, im Regelfall drei Jahre, bestenfalls vier Jahre betrug. Außerdem hatte ich Sie in der betreffenden Sitzung der Ehrenkommission (Personalkommission) an diese unbestrittene eherne Festlegung erinnert. Sie, Herr Prof. Dr. Johannes Wenzel, sahen sich auf meine Frage hin genötigt, dieses Faktum sogar zu bestätigen. Sie erinnern sich doch noch, dass ich als der Vorgeladene keine Fragen zu stellen hatte. Dass ich diese undemokratische Festlegung der Kommission wenigstens an diesem Punkte durchbrach, gefällt mir noch heute.
Es hätte da für Sie alle drei keine Alternative zur Zurückweisung der Anschuldigung von Herrn Horst Weber gegeben, dass ich, Martin Löschmann, als damaliger Cheflektor in Finnland seine Rückkehr in die DDR – vor gut 20 Jahren! – veranlasst habe. Nachweislich kehrte Herr Weber nach insgesamt 5 Jahren Aufenthalt an der Universität Helsinki in die DDR zurück. Obwohl also Webers Anschuldigung nicht wahr sein konnte, haben Sie diese offensichtlich unkommentiert nach Dresden weitergeleitet bzw. zugelassen, dass sie weitergeleitet wurde und so der Dresdener Behörde das zweite Argument lieferten, um mir Verstöße gegen „Grundsätze der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit“ vorzuwerfen. Wie Sie wissen, hat das Arbeitsgericht Webers Anschuldigung zurückgewiesen und das Entlassungsschreiben musste widerrufen werden. Ich möchte auch davon ausgehen, dass Sie alle drei erfuhren, dass Herr Weber, der als Zeuge geladen war, der angesetzten Gerichtsverhandlung ohne Entschuldigung fernblieb.

Und nun zuerst meine Frage an Sie, Frau Prof. Dr. Ulla Fix, denn Sie tragen ja die Hauptverantwortung für die Weiterleitung der ‚Falschmeldung‘:

Als Sie von dem Gerichtsurteil erfuhren, was war Ihre Reaktion?

a) Mit diesem Ausgang konnte ich bei der gegebenen Stimmungslage nicht rechnen.
b) Ich hätte der ‚Bringeschuld‘ nicht nachgeben sollen.
c) Bei Lichte besehen habe ich im Falle von Löschmann mein Amt missbraucht.
d) Ich sollte zu dem eindeutigen Arbeitsgerichturteil Stellung nehmen und wenigstens mein Gesicht wahren.
e) Mich hat mein Amt als Vorsitzende der Personalkommission einfach überfordert.
f) Mein Ansehen als Wissenschaftlerin, als Linguistin ist ganz schön angekratzt.
g) Ich hätte den Vorsitz ablehnen müssen, denn als Auslandkader der DDR war ich ja ohnehin befangen.

Und nun die Frage an Sie, Herr Prof. Dr. Johannes Wenzel:

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von dem Gerichtsurteil erfuhren und Sie veranlasst wurden, ein, wenn auch unterkühltes Arbeitszeugnis zu schreiben, in dem mir keinerlei Vergehen mehr angelastet wird.

a) Verdammt, da habe ich mich verrechnet, aber das kriege ich schon hin.
b) Auch im Falle von Löschmann gilt die allgemeine Erkenntnis, trotz des Arbeitsgerichtsurteils bleibt etwas hä¤ngen, zumindest Löschmanns guter Ruf ist hin.
c) Ich hätte Frau Fix von der Weitergabe abraten müssen.
d) Wo gehobelt wird, da fallen Späne, ohne den einen oder anderen früheren Mitstreiter zu opfern, war nun mal kein Aufstieg möglich.
e) Warum habe ich nur nicht mein Veto eingelegt, ich wusste es doch besser.
f) Dieser Löschmann schreibt ein positives Gutachten für mich, das mit anderen zusammen Voraussetzung für meine Berufung zum Dozenten war, und ich lass ihn anklagen auf Grund einer solchen ‚Falschmeldung‘. Schlimm.
g) Mit diesem Makel kann ich leben.

Schließlich noch an Sie die Frage gerichtet, Frau Prof. Barbara Wotjak:
Ehrlich gestanden, möchte ich eigentlich gern davon ausgehen, dass Sie sich als Mitglied der Personalkommission gegen die Weiterleitung der Weber’schen Anschuldigung ausgesprochen haben.

a) Ich freue mich, dass sich auch im Falle von Löschmann die Gerechtigkeit durchgesetzt hat.
b) Man mag diesem Löschmann vorwerfen, was man will, aber das, was Herr Weber da von sich gegeben hat, geht wirklich zu weit. Und dann hat dieser Mann nicht einmal den Mumm, seine Anschuldigung vor Gericht zu wiederholen und zu belegen.
c) Dennoch habe ich Schuld auf mich geladen, weil ich der die Existenz eines ehemaligen Kollegen bedrohenden Anschuldigung nicht energisch entgegengetreten bin.
d) Ich sollte endlich mein Schweigen brechen.
e) Oh weh, meine christliche Pflicht habe ich da nicht wahrgenommen.
f) Dieses Urteil lässt mich irgendwie alt aussehen (um an Ihre Arbeiten zu den Phraseologismen zu erinnern).
g) Wie stehe ich als Wissenschaftlerin jetzt da?

  1. Martin Löschmann permalink*
    Januar 4, 2013

    Unter ’search today‘ (04.01.13) hat jemand den herderblog aufgerufen, weil er oder sie wissen wollte: „mussten auslandskader in der ddr bericht“.

    Ich weiß nicht, ob er oder sie fündig geworden ist, deshalb an dieser Stelle die klare Antwort: Ja, alle Auslandskader hatten zu berichten, und zwar mit mindestens zwei Durchschlägen im Falle der Deutschlektoren in Finnland, die an die Arbeitsgruppe DaF zu schicken waren. Die oben genannten Auslandskader Fix, Wenzel, Wotjak würden das sicherlich auch bestätigen.

    Übrigens, wer z. B. im Auftrage des DAAD (Bonn) Seminare im Ausland durchführt, muss auch nach getaner Arbeit einen Bericht schreiben, freilich ohne irgendwelche Vorgaben.

  2. Daniela Boehme permalink
    Februar 16, 2013

    Habe deine fragen an Fix, Scholz, Wenzel und Wotjak gelesen und bei einigen sogar geschmunzelt. Haben deine alten denunzianten immer noch nicht reagiert?
    Irgendwann hast du mal von einem Weber gesprochen, der dir etwas aus Finnland anhängen wollte, dann aber nicht zum gerichtsprozess kam, obwohl er eine einladung erhalten hatte. Warum stellst du ihm keine Fragen?

  3. Martin Löschmann permalink*
    Februar 17, 2013

    Nein, haben Sie nicht – aus welchen Gründen auch immer.

    Ja, Horst Weber, Dr. Horst Weber gehörte in der Tat in die Reihe, aber sein Verhalten war und ist für mich so schäbig, dass ich ihn eigentlich einfach mit Verachtung strafen wollte. Und in seinem Fall könnte ich schon gar nicht mit einer Reaktion rechnen. Wer ohne Entschuldigung trotz Aufforderung nicht zum Gerichtsprozess erscheint, bei dem ist Hopfen und Malz verloren.
    Aber gut, eine Frage sollte ich ihm an dieser Stelle doch stellen. Sie kann die ‚Fragen-Texte‘ abrunden, da hast du Recht:

    Herr Dr. Weber, warum sind Sie seinerzeit nicht zum Arbeitsgerichtsprozess in der Sache LÖSCHMANN erschienen, zu dem Sie als wichtiger Belastungszeuge aufgerufen waren?

    a) Verschwitzte einfach den Termin
    b) Schämte mich für meine aus der Luft gegriffene Denunziation
    c) Fürchtete, mich angesichts der Faktenlage zu blamieren
    d) Dachte, durch mein Nichterscheinen würde über meine schändliche Verdächtigung Gras wachsen

    Da fällt mir noch ein Replikenpaar aus dem Fragebogen Marcel Reich-Ranicki ein (Focus Magazin 15/2002):
    „Welches politische Projekt würden Sie beschleunigt wissen wollen?
    Ich möchte, dass eine besondere Strafe für Denunzianten eingeführt wird, zumal für solche, die mit einer Denunziation öffentlich auffallen möchten.“
    In diesem Punkte kann ich ihm nur zustimmen.

  4. Helmut König permalink
    Mai 4, 2017

    Lieber Martin

    … Ich denke, dass du schon erfahren hast, dass wieder eine Kollegin vom alten HI von uns gegangen ist:Frau Prof. Dr. Barbara Wotjak. Wenn man auf ihr Alter schaut, hat sie unsere Welt zu früh verlassen.
    Auf deine konkreten Fragen, die du am 29.12.2012 hier im Blog veröffentlicht hast, wirst du nun keine Antwort mehr erhalten, auch keinen Kommentar zu „Endlich eine hoffnungsvolle menschliche Reaktion“. Das ist schon schade und traurig obendrein…

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