Da lacht ja die Koralle
Ich traue meinen Augen nicht, als ich in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften lese, dass man im NSA-Untersuchungsausschuss neben dem Einsatz von Krypto-Handys und einer großen Metallkiste auch Musik bemüht habe, um die Sitzungen abhörsicher zu machen. Und dann schaltete der Ausschussvorsitzende Patrick Sensburg auch noch Musik ein, im gegebenen Fall Edvard Griegs Klavierkonzert in a-Moll. Anspruchsvolle Musik auf jeden Fall.“ (http://www.sueddeutsche.de/politik/nsa-untersuchungsausschuss-zur-sicherheit-musik-1.2031158)
So unbedarft und naiv kann man doch gar nicht sein, schon gar nicht als Mitglied eines solchen Ausschusses. Dies denkend, fällt mir eine entsprechende Passage in meinen Memoiren ein. Sie steht im Finnland-Kapitel, das bereits auszugsweise in diesem Blog veröffentlicht wurde:
Überhaupt war man in der Handelsvertretung (der DDR) geneigt, die Bedeutung der Spracharbeit der Lektoren in der politischen Auseinandersetzung zu übertreiben. Es war schon grotesk, als eines Tages bei einer Lektorenberatung Musik im Hintergrund spielte, um „dem Gegner keine Chance zum Ausspionieren“ zu geben. Mal abgesehen davon, dass der Gegner Wichtigeres zu tun hatte, war die Maßnahme geradezu lächerlich, weil zu dieser Zeit selbst mir aus guten Krimis schon bekannt war, dass Experten in der Lage sind, gesprochene Sprache herauszufiltern. Irgendwann war man dann auch in der Botschaft so weit, meinen geringen Erkenntnisstand auf diesem Gebiet zu übernehmen und die vermeintliche Störquelle auszuschalten. Später, so wurde mir berichtet, gab es sogar einen abhörsicheren Extraraum in der Botschaft, in dem man sich auf einen ‚Rüttel-Stuhl‘ setzten musste, wenn man etwas zu berichten hatte, was die Gegenseite nicht wissen sollte.
Meine Güte, heute nach 40 Jahren sollte es ein Kinderspiel sein, herauszuhören, was man hören will.