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Zwischenbilanz III: Noch ist der Blog nicht am Ende!

2014 12. Februar
von Martin Löschmann

Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später. (Wilhelm Busch)

Die gute Nachricht: Der Blog lebt immer noch. Geht weiter.
Statistisch sieht das so aus:

Es sind 24 Beiträge hinzugekommen, insgesamt wird damit die 66 erreicht. Die Zahl der Kommentare hat sich auf 178 erhöht, also + 68, was nicht gerade berauschend ist, versteht sich aber aus der Eigenart des Blogs, der ja ein begrenztes Thema ins Zentrum rückt und auf in die Jahre gekommene potentielle Mitstreiter und Mitstreiterinnen angewiesen ist. Nachdem wesentliche Seiten des Herder-Instituts beleuchtet worden sind, muss allerdings überlegt werden, ob diese enge Themenbegrenzung aufgegeben werden sollte durch eine Erweiterung in Richtung ‚allgemein interessierender Fragen‘, wobei natürlich die Beiträge zum Herder-Institut integrierter Bestandteil bleiben. Ich denke mal, bis die nächste Zwischenbilanz fälllig ist, wird die Entscheidung gefallen sein. Erfreulich zudem, dass sich die Besucherzahl verstetigt hat und nicht zurückgegangen ist: + 8466. Insgesamt also jetzt 22685.

Wer die die Anfrage von Bettina Sund gelesen hat, konnte feststellen, dass der Blog eine seiner Aufgabenstellungen erfüllt hat, nämlich als authentische Materialquelle für weiterführende Arbeiten über DaF in der DDR zu dienen. Frau Sund arbeitet an einer Dissertation, in der es u.a. um die Auslandslektorentagungen geht. Ihre Anfrage führte auch dazu, dass ich aus meinem Finnland-Kapitel (Memoiren) die Passage über Peter Lübbe (Später Dank für Peter Lübbe) veröffentlicht habe, der in seinem Buch über die Auslandsbeziehungen der DDR auch über die entsprechenden Tagungen schreibt. Genauer besehen, würde es sich anbieten, den Rest meines Finnland-Berichts dem Blog anzuvertrauen, denn damit wäre eine Ergänzung zu Bernd Landmanns aufschlussreichen Beiträgen der ganz anderen Art gegeben. Immerhin im letzten Jahr vier Beiträge, die das Spektrum der Erzählweisen wohltuend bereichern. Landmann verbindet seine Betrachtungen mit dem Süden, mit Ägypten, Löschmann mit dem Norden, mit Finnland.

Eigentlich war der Beitrag von Helmut König zum Thema Doping in der Bundesrepublik schon früher erwartet, doch solange der Untersuchungsbericht zu diesem Thema nicht wenigstens zum Teil veröffentlicht worden war, konnte er nicht geschrieben werden. Sein Artikel Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe ist ja besonders deshalb interessant, weil er sich mit der Scheinheiligkeit, der Einseitigkeit auseinandersetzt, mit dem Leistungssport und dem Doping in der DDR begegnet wurde und wird.

Wie immer wieder mit zweierlei Maß gemessen wird, lässt sich aktuell in der Berichterstattung eines Großteils der westlichen Journalisten über die Winterspiele in Sotschi beobachten. Da wird z.B. berichtet, das IOC überlege, leere Plätze bei den Spielen mit Freiwilligen, mit Volunteers aufzufüllen, um die Olympia-Atmosphäre zu garantieren. Suggeriert wird: schlecht besucht, miese Stimmung. In Wahrheit, davon kann sich jeder überzeugen, der sich nicht durch die selbstgefällige miesmacherische Berichterstattung abhalten lässt, dass die Veranstaltungen gut besucht sind und die Stimmung bei nicht wenigen Wettbewerben geradezu mitreißend ist. Party-Stimmung ist angesagt. Und jetzt kommt die Infamie: Die Idee, leere Plätze mit Freiwilligen aufzufüllen, ist beileibe keine Erfindung von Putin oder irgendwelchen Russen, das wurde bereits in Vancouver und in London so gemacht.

In der letzten Zwischenbilanz wurde die Freude zum Ausdruck gebracht, dass sich endlich zwei ehemalige Studenten zu Wort gemeldet hatten. Leider haben sich keine weiteren Beiträger gemeldet. Aber im Internet sind zwei Berichte von ehemaligen Studierenden am Herder-Institut aufgestöbert worden, die unter Fundsache im November und einfach Fundsache zu finden sind.

Schließlich konnte nun endlich auch auf die Frage eingegangen werden, wie sich Kolleginnen und Kollegen aus dem Westen zur Abwicklung verhalten haben. Die Veröffentlichung des Briefwechsels mit Prof. Piepho bringt nicht nur eine neue Textsorte ins Spiel, sondern zeigt einen aufrechten Kollegen, der sich mutig für die Kolleginnen und Kollegen im Osten einsetzte. Ich will nicht verhehlen, dass seine kritische Einschätzung von Prof. Richard Bausch mir natürlich zupass kam, was schnell nachzuvollziehen ist, wenn man meinen Beitrag Was ich Sie schon immer noch mal fragen wollte, Herr Prof. Bausch . Prof. Werner Krumms fragwürdiges Verhalten damals in Hamburg war da weniger gravierend, wenngleich nicht minder verletzend. Leider ist er nicht über die Brücke gegangen, die ich ihm gebaut habe: Hätte er sich nicht eigentlich entschuldigen müssen? Ja, das hätte er.
Nun gut, die Damen und Herren wie Woitjak und Wenzel vom ehemaligen Herder-Institut, haben auch nicht reagiert, obwohl sie den sie betreffenden Text sogar per Post zugestellt bekommen haben.

Ach ja, noch etwas Bemerkenswertes aus diesem Berichtsjahr: Die von mir bei Peter Lang herausgegebene Reihe Deutsch als Fremdsprache in der Diskussion wird fortgesetzt. Der Band über DaF-Entwicklungen in osteuropäischen Ländern nach der Wende ist schon im Verlag, der von mir initiierte Humor-Band ist in Arbeit und wird wohl im nächsten Jahr erscheinen.

Nachtrag: Der Humorband erschien Mitte des Jahres 2015.

  1. Helmut König permalink
    Februar 16, 2014

    … deinen III. Zwischenbericht habe ich gelesen und auch einige Beiträge, die ich noch nicht kannte.
    Wie könnte es in diesen Tagen anders sein, dass mir gerade deine aktuelle Einlassung zu Sotschi besonders am Herzen liegt. Die Frage hinsichtlich der Berichterstattung lässt mich manchmal an frühere Zeiten denken, in denen das uns bekannte „Blockdenken“ noch gefangen hielt.
    Die Frage der Voluntärs, die du hier erwähnst, hatte ich so noch gar nicht auf dem Schirm, wobei das nur ein vergleichsweise harmloses Beispiel ist. Wie so oft, wenn es sich um Russland und Sotschi handelt, wird – und wenn es auch nur in einem Nebensatz ist –, eine negative Nuance zum Ausdruck gebracht. Natürlich kann man auch kritisch Mängel benennen, gar keine Frage! Aber so, wie es eben zu oft geschieht, wird Methode daraus. Da wird eine nicht festgeschraubte Kloschüssel, eine klemmende Tür oder ein herunterhängendes Kabel zum Thema gemacht, Kleinigkeiten, die in wenigen Stunden beseitigt werden, wenn man sie den Verantwortlichen vor Ort meldet.

    Am 12.2.14 las ich auf t-online Nachrichten von einer Wortmeldung des ehemaligen Schachgroßmeisters Kasparow, dass „Putins Spiele“ mit denen von Hitler 1936 vergleichbar sind. Nun kann der Mann ja dieser Meinung sein, aber wenn man in einem deutschen Medium das so unkommentiert stehen lässt, ist das schon sehr bedenklich.

    Die Frankfurter Allgemeine vom 13.2.14 titelt „Pluschenko geht vom Eis…“, beschreibt dann die Verletzung beim Einlaufen und wie er unter Beifall, gestützt von seinem Trainer, den Innenraum verlässt. Aber der letzte Satz lautet dann: „Danach leerten sich die Ränge.“ Keine Frage, der letzte Satz bleibt beim Leser „hängen“, und wenn das nicht Methode hat, fress ich den „bekannten Besen“. Sicherlich werden Zuschauer gegangen sein. Sie wollten ihren Mann siegen sehen und nun diese herbe Enttäuschung. Man hätte doch Verständnis zeigen können, z.B. mit Einfügen des Wortes ‚verständlicherweise‘ oder den Artikel weglassen bei Ränge: ‚Danach leerten sich Ränge‘. Nein, es wird suggeriert: ‚Nur Russen waren da, und die verließen die Halle.‘ Da halte ich es lieber mit der Äußerung von Kati Witt, die ja vor Ort ist und als ehemalige Olympionikin einen guten Einblick hat, wenn sie meint:“…man sollte über einiges großzügig hinwegschauen“… und das Land und die Tradition Russlands würdigen. „Es gehört zum guten Ton eines Gastes, dass man sich nicht ständig beschwert und sich selbstgerecht verhält.“
    Von den Spielen selbst und der Gastfreundschaft der Menschen ist sie sehr beeindruckt. (auf t-on line vom 14.2.)

    Helmut

  2. Ursula Böhnke-Kuckhoff permalink
    Februar 18, 2014

    Lieber Martin,

    habe deine Zwischenbilanz gelesen und festgestellt, dass du dich auch über die Olympia-Berichterstattung ärgerst.
    Ich schaue im Seniorblog immer danach, was so zu den Zeitereignissen gesagt wird. Aber es ist enttäuschend. So und so viele Rentner fallen auf die systemgesteuerte Presse und ihre miesmachenden Veröffentlichungen rein. Ein Großteil postete, dass sie die Spiele boykottieren und nicht ansehen werden. Nur wenige sind dabei, die dagegen sprechen. Da gibts ein Laufband, über das die Community ihre Vorgaben gibt über das, was diskutierte werden sollte. Nichts zu Gauck zum Beispiel, unserem obersten Kriegmacher.
    Gruß Ulla

  3. Martin Löschmann permalink*
    Februar 24, 2014

    Die Winterspiele in Sotschi sind zu Ende. Trotz aller Miesmacherei unserer Journalisten wurden sie zu dem erwarteten großen Erfolg. Ich hatte nicht den Eindruck, dass unser Oberpriester Gauck an irgendeiner Stelle in Sotschi vermisst wurde.

    Wer die Olympiade aufmerksam verfolgt hat, dem wird Thomas Bachs Abschlussrede aus dem Herzen gesprochen sein. Ein Wort sollte sich die angesprochenen Journalisten hinter die Ohren schreiben: UNVOREINGENOMMENHEIT!

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