Skip to content

Das Herder-Institut als Forschungseinrichtung

2011 7. Februar

Wer sich für das Anliegen des Blogs interessiert, müsste den entsprechenden Beitrag aufrufen. Wer für einen der anderen Einzelbereiche – Abteilung Erziehung u. Ausbildung,  Deutschlehrer-Fortbildung,  internationale Beziehungen  –  Interesse hat,  findet die Beiträge dazu unter den jeweiligen Stichwörtern.

Wer nicht läuft, gelangt nie ans Ziel. (Herder)

Man darf sich die Konstituierung der Forschungsabteilung nicht als einen simplen Beschlussakt vorstellen, eher als einen schwierigen, auch widerspruchsvollen, aber insgesamt für die Entwicklung von Deutsch als Fremdsprache gewichtigen Prozess. Er soll im Folgenden kurz umrissen werden, und zwar dadurch, dass zum einen der Aufbau und Ausbau der Abteilung und zum anderen meine Entwicklung in diesem Prozess kurz umrissen wird. 

Vom schweren Anfang

Ab Anfang der 60er Jahre wurde die Einrichtung einer Forschungsabteilung diskutiert Die Spannweite reichte von nur didaktisch-methodischen Forschungen bis hin zu reiner Grundlagenforschung. Während man in E/A vehement die Fundierung des eigenen Unterrichts verfocht, plädierten die von außerhalb Gekommenen vor allem für die wissenschaftliche Grundierung des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache schlechthin. Durchgesetzt hat sich schließlich: Die Praxis des Unterrichts Deutsch als Fremdsprache bedarf einer wissenschaftlichen Fundierung, also Etablierung angewandter Wissenschaften. Ich verwende hier den umstrittenen Begriff, obwohl es nach Louis Pasteur keine angewandte Wissenschaft gibt, sondern „nur Anwendungen der Wissenschaft.“

Vor allem Frau Dr. Ursula Förster und die viel zu früh verstorbene Frau Dr. Gertraude Heinrich, beide Fremdsprachenmethodikerinnen, waren unermüdlich bei der Begründung der Forschungsabteilung. 1969 erhielt dann Dr. habil. Helbig einen Lehrstuhl und nicht Dozentin Dr. Ursula Förster, die kommissarische Leiterin der Abteilung von 1966 bis 1969. Helbig war zu dieser Zeit wohl der einzige Bewerber, der den Anforderungen genügte, denn er hatte gerade seine Habilitationsschrift „Funktion und Inhalt in der Sprache am Beispiel der reinen Kasus des Substantivs in der deutschen Gegenwartssprache“ 15 Jahre nach seiner Promotion erfolgreich verteidigt. Sie wies ihn als Sprachwissenschaftler aus, weniger allerdings als DaF-Experten. Dass weder Frau Heinrich noch Frau Förster davon erbaut waren, als ein Linguist auf den Lehrstuhl gesetzt wurde, scheint mir allzu verständlich. Indes hinterher die Unterlegene einfach verächtlich zu ignorieren, ist unrühmlich. Als Frau Prof. Ursula Förster 1992 starb, hätte sie eine kritische Würdigung in der Zeitschrift DaF verdient. Mir fiel unter den für mich nach der Wende gegebenen Umständen nichts Besseres ein, als Herrn Prof. Dr. Helbig, dem damaligen Chefredakteur der Zeitschrift auf einem Zettel den Spruch von Zola ins Fach zu legen: Angesichts des Todes endet aller Streit. Und ich frage im Angedenken an Frau Förster: Für Sie nicht?

Möglicherweise hat er, etwas nachtragend wie er war, oder konnte er nur nicht vergessen, nicht die Kritik von Förster und Heinrich an Beispielen in der „Deutschen Grammatik“ verziehen. Ich selbst habe mich an dieser Diskussion dazumalen nicht beteiligt, obwohl manche Beispielsätze in der Tat abwegig, nichtssagend, realitätsfremd waren. Zu dieser Zeit war die kommunikative Orientierung des Fremdsprachenunterrichts noch ein Trend, der bei einigen ‚System-Linguisten‘ bestenfalls Kopfschütteln hervorrief. Die Macht des Beispiels wurde einfach unterschätzt. Allein sog. tote Sätze lassen sich auch in meinen eigenen Arbeiten und auch in denen von Prof. Frau Förster und Dr. Heinrich finden. Also was sollte es? Anhand missglückter Beispielsätze kann man jedes Lehrwerk ins Gespräch oder sogar in Verruf bringen. Herr Prof. Dr. Buscha hat die Beispiel-Diskussion nach der Wende rein politisch interpretiert und macht es sich so recht leicht, wiewohl dieser Aspekt nicht abgestritten werden soll, wie Helbig es nennt, die „DDR positiv ‚bespiegelt‘ werden musste“. (Blei 2003, S. 80) Die Diskussion hatte aber auch etwas mit Herrn Buschas zweitweise vertretener These zu tun, wonach im Fremdsprachenunterricht der Inhalt keine Rolle spiele. Ihr musste man schon entgegentreten.

So sehr die Entwicklung der Forschungsabteilung einerseits davon profitierte, dass in ihr erfahrene Lehrer und Lehrerinnen aus E/A und andererseits auswärtige promovierte und habilitierte Fachleute aufeinandertrafen, so wenig können Spannungen übersehen werden, die zwangsläufig auftreten mussten und in der Folge auch so manches Mal produktives Potential entwickelten. Ich selbst hatte 1969 gerade mal bei zwei Linguisten, Prof. Albrecht Neubert (Leipzig) und Kommunikationswissenschaftler Prof. Georg Meier (Berlin), meinen Doktor gemacht, hatte überhaupt keine Probleme mit dem Einzug der Linguistengruppe in die Forschungsabteilung, ja, hielt sie geradezu für einen Segen, auch deshalb, weil ich der damals führenden Russischmethodik von meiner Dissertation an immer wieder mal vorgeworfen habe, dass sie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die Sprache in ihrem didaktisch-methodischen Konzept vernachlässigte. Freilich gab es vonseiten der Methodiker bestimmte Erwartungen gegenüber den Linguisten, die zunächst nicht deren Forschungsinteressen entsprachen. Ein völlig normaler Vorgang, dem man beim besten Willen keine politische Brisanz anheften sollte. Das betraf zum einen die Forderung nach stärkerer Hinwendung zur Textlinguistik und zum anderen die Einbeziehung konfrontativer Untersuchungen. Der ersten Forderung wurde nach zähem Ringen mit der zeitweiligen Etablierung einer Unterarbeitsgruppe, die Untersuchungen zum Dialog durchführte, formal entsprochen. Aber als die ersten Ergebnisse vorgelegt wurden, musste die Gruppe sich in der Diskussion von mir sagen lassen, dass literarische Dialoge nicht mit authentischen Alltagsdialogen gleichgesetzt werden dürfen. Ein wenig geschmunzelt – gibt es Altersschmunzeln? – habe ich zudem, als ich in der zuletzt überarbeiteten blauen „Deutschen Grammatik“ von Helbig und Buscha – weit nach der Wende – das neu aufgenommene Kapitel „Grammatik und Text“ entdeckte. Dass Joachim Buscha als theoriegeleiteter Praktiker, der Methodik und Didaktik eher zugewandt, sich eines Tages zur funktional-kommunikativen Betrachtungsweise bekennen würde, war zu erwarten. Seine mit anderen Autoren erarbeitete „Grammatik in Feldern“ macht für mich einmal mehr deutlich, dass im Sprachunterricht Sprache als System und Sprache als kommunikatives Handeln zusammenwirken müssen. Mein Credo von Anfang an, deshalb hätte man in meiner Konzeption für den Studiengang Deutsch als Fremdsprache nicht den „Paradigmenwechsel im inhaltlichen Profil des Instituts“ „zu einer weniger auf das Sprachsystem bezogenen Ausbildung“ fordern müssen, von dem Wenzel meint, die „meisten Hochschullehrer des Instituts“ hätten einen solchen Paradigmenwechsel „nicht unterstützt“. (Wenzel, J., Entwicklung des Herder-Instituts nach der Wende. In: Popp, H. (Hg.) (1995), Deutsch als Fremdsprache, Festschrift für Gerhard Helbig, S. 742).

Mit den konfrontativen Untersuchungen tat sich Prof. Helbig dagegen weniger schwer. Sie wurden relativ frühzeitig ins Forschungsprogramm der Linguisten aufgenommen. Im Wissenschaftsbereich Phonetik wurden konfrontative Untersuchungen von Anfang an betrieben.

Ungeachtet der immer gegebenen und notwendigen Spannungen zwischen verschiedenen Wissenschaftsbereichen – oder gerade deshalb! – kam es zur produktiven Zusammenarbeit, die sich für mich konkret in der gefragten Reihe „Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer“ dokumentiert. Vom Herder-Institut herausgegeben, in der Arbeitsgruppe – Methodik entwickelt, enthält die Reihe einige Hefte, in denen Linguisten und Methodiker in enger Kooperation produktiv zusammenarbeiteten, so Helbig/Kötz, Die Partikeln, zugleich theoretische Grundlage für Werner Kötz; Übungen zu den Partikeln;  Helbig/Ricken, Die Negation, Grimm/Heinrich, Der Artikel. Diese und andere Hefte sind zugleich gelungene Beispiele für interdisziplinäre Untersuchungen. Die Forschungsabteilung bot dafür aufgrund ihres breiten Spektrums – außer den genannten Bereichen auch Landeskunde, später Fremdsprachenpsychologie und internationale Kulturbeziehungen – gute Voraussetzungen, die insgesamt betrachtet, nicht genügend genutzt wurden.

Als Beispiel für nicht ausreichend produktive Zusammenarbeit mag der Bereich Landeskunde dienen. Der wesentliche Forschungsschwerpunkt des Wissenschaftsbereiches unter Leitung von Doz. Dr. Dieter Herrde lag auf dem Lehrfach Landeskunde als unabdingbarem Bestandteil von Aus-, Fort- und Weiterbildung von DaF-Lehrern und Germanisten, nicht auf Landeskunde als integriertem Bestandteil von Fremdsprachenunterricht. Das implizierte, dass sich der WB auch viele Jahre kaum um die Belange in E/A kümmerte. Dort gab es eine eigene Arbeitsgruppe Landeskunde DDR/Regionalbetreuung. Nicht dass sich die Gruppe der Landeskunde als Prinzip des Unterrichts verweigerte, aber sie sah den DaF-Unterricht nicht als ihren eigentlichen Gegenstand an. Wenn es sich denn nicht vermeiden ließ, war Dr. Horst Uhlemann zur Stelle. Er kam wie ich aus E/A, und er war es auch, der 1973 mit mir zusammen nach Finnland (Heinola) zur Tagung „Landeskunde im Deutschunterricht“ reiste, auf der alle vier deutschsprachigen Länder durch je zwei Landeskunde-Experten vertreten waren. Die DDR hatte nur unter der Bedingung zugestimmt, dass jede Landesgruppe jeweils mit finnischen Kolleginnen und Kollegen getrennt für Finnland geeignete landeskundliche Materialien erarbeitete. Da ich die Tagung als Cheflektor (1969-73) im Jahr der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Helsinki mit vorbereitet hatte, war ich als Teilnehmer gewissermaßen gesetzt. Auch bei meinen späteren eigenen landeskundlichen Überlegungen und Untersuchungen, die jedoch nicht im Zentrum meines Forschungsinteresses lagen, ging es eher um eine kommunikative Landeskunde. Obwohl Landeskunde nicht mein Forschungsschwerpunkt war, aber zu meinen Kerninteressen gehörte wie Literatur im Fremdsprachenunterricht, schließlich kam ich ja von der Literatur, aber irgendwie hatte ich immer den Eindruck, ich werde von dieser Landeskundegruppe in der Forschungsabteilung  nicht ganz ernst genommen, weil es mir vor allem um Landeskunde als integrierten Bestandteil von Fremdsprachenunterricht ging, weniger um das Fach Landeskunde als unabdingbarer Bestandteil der Ausbildung und Weiterbildung von Fremdsprachenlehrern. Deshalb haben z.B. die „Reisebilder DDR“, die ich zusammen mit Gisela Schröder und Reinhard Günter erarbeitet habe und die zwei Jahre vor der Wende erschienen sind, in der Diskussion um die Landeskunde kaum eine Rolle gespielt hat. (Im September 2011 war ein Exemplar der ‚Reisebilder‘ noch bei Amazon zu erwerben.)

Was konkrete Arbeitsergebnisse anlangt, konnte der Wissenschaftsbereich Landeskunde im Vergleich weder mit der Linguistik noch mit der Methodik mithalten. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, es wurde viel zu viel Zeit darauf verwandt, den Gegenstand zu bestimmen, von außen wurde viel zu viel hineingeredet, Die Landeskunde wurde als die beste Transportmöglichkeit von Ideologie im Rahmen von DaF betrachtet und war daher im hohen Maße der auswärtigen Kulturpolitik unterworfen. So war das Konzept der Selbstdarstellung der DDR vorrangig der Abgrenzungspolitik geschuldet und weniger dem Gegenstand Landeskunde. Aus diesem Grunde musste der Zugang zu dem interkulturellen Ansatz in der Bundesrepublik und anderen westlichen Ländern der Gruppe der Landeskunde weitgehend verschlossen bleiben.

Hier war daher die „westliche Belehrung“, die Haltung des sich ständig auf die Brust Schlagenden am ehesten verständlich und erträglich. Da will ich mich im Nachhinein auch nicht erheben. Was mich indes immer gestört hat, war die ideologische Wächterposition, die Überbewertung des Gegenstandes der DDR-Landeskunde im Verbund von DaF, als ob ‚Partei und Regierung‘ DaF nur wegen der Landeskunde konstituiert hätten. Ich will nicht bestreiten, dass es solche Auffassungen am Institut gab, aber sie konnten sich letztlich nicht durchsetzen. Erst Ende der 70er Jahre bequemte sich die Gruppe konkrete handhabbare Ergebnisse vorzulegen, z. B. die „Arbeitshefte zur Landeskunde für Ausländer“. Bereits die mageren Angaben zur Landeskunde machen deutlich, dass es falsch wäre, von der Landeskunde am Institut zu sprechen, zumal ja in E/A ebenfalls Landeskunde betrieben wurde und die in den 80er Jahren eine Reform erlebte, die sich stichwortartig so umschreiben lässt: weniger Ideologie und Marxismus, mehr Kunde vom Land, von der DDR, mehr Lebens- und Studierhilfen.

 Mein Weg in der Forschungsabteilung

 Anders als ein Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von auswärts hatte ich mir meine ersten Sporen mit gut geführten Gruppen und mit einer Ausarbeitung zur kursorischen Zeitungslektüre verdient und Unterrichtserfahrungen gesammelt. Die Zeitungslektüre, bereits in der Grundstufe eingesetzt, überforderte die Studenten zum Teil, weil die didaktisch-methodische Durchdringung fehlte, was ich jugendlich frisch kritisiert hatte. Also sollte ich herausfinden, wie man Zeitungslektüre als ein Mittel zur Förderung des Einlebens in der DDR und unter dem gegebenen niedrigen Sprachniveau effektiv betreiben könne. Bumerangeffekt. Neben inhaltlicher Schwerpunktsetzung begründete ich für das Herder-Institut das kursorische Lesen, das schnelle Verstehen des wesentlichen Inhalts und bezog mich dabei u. a. auf den englischen Didaktiker Michael West, mit dem ich mich während des Studiums beschäftigt hatte. Es gab viel Skepsis gegenüber der Einführung dieser Leseform, letztlich wurde die Lesestrategie bezogen auf die Zeitungslektüre akzeptiert, von den naturwissenschaftlichen Lehrern für den Fachunterricht indes vehement abgelehnt. In meiner aus der Unterrichtspraxis erwachsenen Dissertation zum Leseverstehen habe ich dann nachgewiesen, dass die Lesestrategie neben anderen durchaus auch im Fachsprachenunterricht Anwendung finden kann und muss.

Frau Prof. Blei (Dresden) hat mich in dem bereits erwähnten Interview gefragt, warum meine Berufung zum Professor erst so spät erfolgte (mit 49 Jahren, vgl. S. 99). Dafür gab es mehrere Gründe: Mit dem Einsatz als Deutschlektor in Finnland 1969 wurde meine Forschungs- und Entwicklungsarbeit erst einmal unterbrochen. Man brauchte mich nicht darauf hinweisen, dass die drei/vier Jahre meiner wissenschaftlichen Laufbahn abträglich sein könnten. Doch der Reiz der Arbeit im Ausland – zumal in einem sog. nichtsozialistischen Land – übertönte die Bedenken, und ich habe meine Entscheidung nie bereut. Aus Finnland zurückgekehrt, brauchte es einige Zeit, bis ich wieder in die Forschungsarbeit zurückfand und das Habilitationsthema herausfand, dass sich nach den in der DDR gültigen Satzungen vom Dissertationsthema grundsätzlich unterscheiden musste. Nebenbei bemerkt, für Dr. Hans-Joachim Schröder, der seine Habilitationsschrift bei Prof. Helbig vorlegte, galt diese Setzung allerdings nicht. Als damaliger Dekan der Fakultät konnte sich Prof. Helbig schon mal über die gewiss formale Forderung hinwegsetzen.

Mit dem Thema meiner Habilitationsschrift „Theorie und Praxis der Arbeit am Wortschatz auf der Stufe der Aus- und Weiterbildung ausländischer Deutschlehrer“ hatte ich den studienvorbereitenden Unterricht als Untersuchungsgegenstand verlassen, dennoch waren unter den mehr als 70 Gästen nicht wenige aus E/A. Eine stattliche Zahl von Professoren gab sich die Ehre, da konnte man schon mal nervös werden, aber bei der Verteidigung war ich nach anfänglichen fahrigen Gesten dann die Ruhe selbst. Die Verteidigung endete mit großem Beifall, sicherlich auch deshalb, weil ich nach zweiundeinhalb Stunden die Verteidigung gewissermaßen selbst beendete, indem ich meinte, alle Fragen beantwortet zu haben. Die Veranstaltung durfte sich auch einfach nicht länger hinziehen, weil eine Überraschung auf die Gäste wartete: ein Läufer in Brotteig in einem Backhofen außerhalb von Leipzig knusperbraun gebacken, dazu hatten Kippings, unsere Kollegin Hanni und ihr Mann Heinz, einen äußerst schmackhaften Selleriesalat vorbereitet. Selleriesalat und auch der Alkohol konnten warten, aber nicht das im eigenen Saft gebrutzelte Jungschwein. Kalt geworden, wäre es nur der halbe Genuss geworden. In den folgenden Wochen wurde mehr über das Fest gesprochen als über die Habilitation, die das Gerüst lieferte für die grundlegende Buchpublikation 1993 „Effiziente Wortschatzarbeit: alte und neue Wege; Arbeit am Wortschatz; integrativ, kommunikativ, interkulturell, kognitiv, kreativ“.

Erst nach erfolgreicher Habilitation wurde ich zum Dozenten berufen. Mit Prof. Dr. Günther Desselmann stand dem Wissenschaftsbereich Methodik seit 1976 ein habilitierter ordentlicher Professor für Methodik des Deutschunterrichts für Ausländer am Herder-Institut vor, der sich als ehemaliger Russischmethodiker allerdings nicht so recht durchsetzen konnte und möglicherweise hinter den Erwartungen des MfHF blieb. Ob Desselmann untergebracht werden musste, was Frau Blei (S. 101) von mir auch noch in dem Interview wissen wollte, vermochte ich nicht zu sagen. Ihre Frage schien mir insofern nicht aus der Luft gegriffen, als es in der Forschungsabteilung von Anfang an in bestimmten Bereichen an habilitierten Fachkräften fehlte. Als DaF-Fachmann hatte er sich bis zur seiner Einstellung gar nicht ausweisen können, aber er hatte zweifelsohne seine Verdienste auf dem Gebiet der Fremdsprachendidaktik und er hatte eben die Habilitation vorzuweisen. Doch blieb er letztlich in der DaF-Szene fremd, obwohl er durchaus bemerkenswerte Arbeiten vorgelegt hat. So die „Didaktik des Fremdsprachenunterrichts (Deutsch als Fremdsprache)“, die unter seiner und Prof. Harald Hellmichs Leitung erarbeitet wurde und 1981 erschien. Leider wurde sie nicht der ganz große Wurf, u. a. auch deshalb nicht, weil die Spezifik von DaF (siehe die Klammersetzung im Titel!) nicht genügend herausgearbeitet und einfach zu viel Gesellschaftslehre und Pädagogik hineingepackt wurde. Ich bin bei anderer Gelegenheit gefragt worden, warum ich von der Leitung des Projekts ausgeschlossen war, die Antwort ist einfach: Ich war mit dem Abschluss meiner Habilitationsschrift befasst und nicht Professor. So hart waren die Bräuche. Und ich hätte doch so gern an diesem Standardwerk nicht nur mit zwei Beiträgen mitgewirkt. Die Habilitation war auch der Grund, weshalb ich Ende der 70er Jahre aus dem Lehrbuchkollektiv „Deutsch. Ein Lehrbuch für Ausländer“ schweren Herzens ausschied. Ein Neueinstieg erfolgte nach der Wende mit „deutsch komplex. NEU. Ein Lehrbuch für Ausländer Mittelstufe I“, das unter Leitung von Dr. Hildegard Jacobeit und mir von einem Autorenteam erarbeitet wurde und 1993 beim Sachsenbuch Leipzig erschien. Ich weiß gar nicht, wie lange es noch eingesetzt wurde, jedenfalls war es m. E. konkurrenzfähig. Übrigens wäre es an der Finanzierung gescheitert, wenn ich dieses Lehrbuchprojekt nicht in das Tempusprojekt hätte einbinden können, in dem ich kurz nach der Wende involviert war und das in einer Veröffentlichung des DAAD dokumentiert ist. (Ein Tempusprogramm zur Förderung europäischer Kommunikationsfähigkeit. In: Success Stories. DAAD, 1992)

Meine große Chance erhielt ich wirklich erst 1984, als eine zweite ordentliche Professur für Methodik des Deutschen als Fremdsprache eingerichtet wurde. Zwei Jahre nach der Berufung avancierte ich zum Leiter des Wissenschaftsbereiches Methodik am Herder-Institut und ein Jahr später zum Leiter der Forschungsabteilung und war damit automatisch einer der Stellvertretenden Direktoren des Instituts. Von steiler Karriere in meinem Fall kann wohl keine Rede sein, eher von einem langen arbeitsreichen Weg eines DaFlers am Herder-Institut, den einige (wenige) nach der Wende mit fadenscheinigen Anschuldigungen in Verruf bringen wollten. „Wendezeiten sind fast immer gute Zeiten von Denunzianten.“ (Hans Mayer) Zumindest einer von ihnen hätte sicherlich auch meinen Weg gehen können, wenn er sich nur den Anforderungen einer Habilitation gestellt hätte.

Als Professor boten sich neue Möglichkeiten den Wissenschaftsbereich zu profilieren. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hatte ich als eine wesentliche Aufgabe erkannt und gründete dazu ein Doktorandenseminar. In relativ kurzer Zeit konnte ich bis 1990 zehn Aspiranten (Doktoranden) zur Promotion führen, darunter eine Bulgarin, eine Chinesin, einen aus Algerien und einen aus Kuba. Indes wäre es des Eigenlobs zu viel, wenn ich nicht Prof. Harald Hellmich, ordentlicher Professor für Methodik des Russischunterrichts an der Leipziger Universität , erwähnte, der sich außerhalb des Herder-Instituts über die Jahre weg als umsichtiger und geduldiger Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses des Herder-Instituts erwies. In diesem Zusammenhang will ich auch an das mit Prof. Dr. Waldemar Pfeiffer (Polen) gemeinsam ins Leben gerufene Seminar für Nachwuchswissenschaftler anführen, das einmal im Jahr in Warschau durchgeführt wurde.

 

Ausbau der Forschungsabteilung

Parallel zu meinem Entwicklungsweg in der Forschungsabteilung verlief deren Ausbau, die kontinuierliche Erweiterung und die Ausdifferenzierung der einzelnen Wissenschaftsbereiche. Wenn man sie einzeln betrachtet, dann steht der Bereich Fremdsprachendidaktik/Methodik in der ersten Reihe: die unter Leitung von Frau Prof. Dr. Förster stehende Mediengruppe mit ihrer Erarbeitung des Fernsehsprachkurses „Willkommen in der DDR“, der nach Erprobungsuntersuchungen an der Universität Gdansk von Frau Prof. Dr. Halina Stasiak und Dr. Marianne Löschmann für das polnische Fernsehen adaptiert wurde, die bereits erwähnten beiden Arbeitsgruppen von Dr. Jürgen Fechner und Dr. Manfred Pudszuhn (vgl. E/A), nicht zu vergessen die Gruppe der Lehrerbildner (vgl. Fortbildung), die zwar vor allem mit Lehre befasst war, aber auch wissenschaftlich fundierter Entwicklungsarbeit nachging, zum Schluss unter Leitung von Dozent Dr. sc. Rudolf Müller, der von der Pädagogischen Hochschule Leipzig aus mir nicht mehr gegenwärtigen Gründen in meinen Wissenschaftsbereich kam.

Die Erweiterung der Forschungsabteilung erfolgte nicht in jedem Fall zwingend. Dringlich war die Etablierung des Wissenschaftsbereiches Phonologie/Phonetik unter Leitung von Dr. habil. Ursula Müller. Die Schaffung des Bereiches Fremdsprachenpsychologie durch Dr. habil. Ulrich Esser schien auf den ersten Blick grenzwertig, weil sich die Beziehung zum zentralen Gegenstand Deutsch als Fremdsprache nicht sofort einstellte; erwies sich aber zunehmend als produktiv. Längst fällig war die Einbeziehung eines Literaturwissenschaftlers. Dr. Lutz Richter war der  Mann. Betrachtet man hingegen den Einzug des Wissenschaftsbereiches Vergleichende Pädagogik unter Prof. Dr. Wolfgang Mehnert, dann stellt sich für mich die Frage, welche Gremien mit welchen Argumenten und Visionen, jeweils entschieden haben, entsprechende Erweiterungen der Forschungsabteilung im Laufe der Jahre vorzunehmen. Denn der Einstieg von Mehnert zeugte nicht von konzeptioneller Klarsicht und Weitsicht im Hinblick auf die Profilierung der Abteilung. Zwar passte sein offizielles Berufsgebiet „Theorie und Praxis der Internationalen Beziehungen am Herder-Institut“ in die Forschungslandschaft, aber de facto kam er mit seiner kleinen Gruppe von seinem Ursprung Vergleichende Pädagogik nicht weg und blieb ein Fremdkörper ohne Gespür für DaF und die Entwicklung der Forschungsabteilung, deren Leiter, besser: Verwalter er von 1971 bis 75 war. Nach gut sechs Jahren warf er selbst das Handtuch, was für ihn sprach.

Selbst mit dem Wissenschaftsbereich, den Prof. Dr. Erhard Hexelschneider, umtestierter ordentlicher Professor für Internationale Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen, als Direktor des Herder-Instituts (1980-90) in der Forschungsabteilung konstituierte, hatte ich insofern meine Probleme, als strukturell und personell kaum Voraussetzungen gegeben schienen, diesen Wissenschaftsbereich ertragreich zu gestalten. Über die Notwendigkeit entsprechender Untersuchungen musste mit mir indes nicht gestritten werden, aber es stellte sich schon die Frage, ob der gegebene Strukturrahmen der Abteilung zielführende Untersuchungen zu internationalen Kultur- und gar Wirtschaftsbeziehungen zuließ.

Insonderheit das Beispiel der Vergleichenden Pädagogik ist geeignet einen Nachteil einseitig zentral dominierter Wissenschaftspolitik zu verdeutlichen. Mit dieser kritischen Verallgemeinerung sollen jedoch keinesfalls die Leistungen der Forschungsabteilung geschmälert werden, auch nicht der Anteil der jeweiligen Direktoren daran.

Fazit

Was bei der Realisierung des wohlbedachten weitreichenden und nachhaltigen Beschlusses zur Einrichtung einer Forschungsabteilung Mitte der 60er Jahre am Ende herauskam, konnte und kann sich sehen lassen: Fundierung von Lern- und Lehrmaterialien sowohl für die sprachliche Studienvorbereitung und -begleitung als auch für DaF im Ausland, Publikationen der einzelnen Wissenschaftsbereichen im In- und Ausland, die weltweit Anerkennung fanden, allen voran der Wissenschaftsbereich Linguistik mit den rund 600 Veröffentlichungen von Prof. Helbig, darunter die „Deutsche Grammatik“, gefolgt von dem Bereich Methodik mit Arbeiten von Prof. Förster, Prof. Desselmann und meiner Wenigkeit, der ich immerhin auf rund 200 Publikationen verweisen kann. Arbeiten von den verschiedensten Mitarbeitern der Forschungsabteilung wurden in der Bundesrepublik ebenso zitiert wie in der Sowjetunion, Japan oder in Polen. Wichtige Beiträge für die Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ kamen von Mitarbeitern der Forschungsabteilung, die im besten Sinne des Wortes angewandte Wissenschaften betrieben. Auch wenn die Zeitschrift vom jeweiligen Direktor als Chefredakteur herausgegeben wurde, blieb sie ein Kind der Forschungsabteilung, war dabei aber durchaus keine Hauspostille des Herder-Instituts. Man braucht sich nur die Zusammensetzung des Redaktionsbeirates anzusehen, in dem sich Wissenschaftler aus Sektionen der eigenen Universität, von Hochschuleinrichtungen in Berlin, Dresden, Jena, Brandenburg fanden.

Es gab wohl keine wissenschaftlichen Kongresse, Tagungen, Kolloquien zu DaF, an denen nicht Vertreter des Herder-Instituts mit fundierten Beiträgen teilgenommen hätten. Einladungen von Wissenschaftlern erfolgten an Universitäten und Hochschulen vor allem des Ostens, aber auch des Westens. Nicht alle konnten ihnen Folge leisten, da es für einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen generell Reisebeschränkungen in Bezug auf das westliche Ausland und für andere zeitlich begrenzte Reiseverbote gab.
Das Herder-Institut selbst führte auch wissenschaftliche Veranstaltungen durch. Besonders  erinnerungswert ist für mich die internationale Konferenz zum Thema „Lehr- und Lernmittel für Deutsch als Fremdsprache – Theorie und Praxis“, an der rund 200 Personen aus 17 Ländern teilnahmen, darunter so bekannte Namen wie Prof. Freudenstein (Marburg), Prof. Dr. Regina Hessky (Budapest), Prof. Neuner (Kassel), Dr. Müller-Jacquier (heute Professor in Bayreuth), Prof. L.D. Wells (USA). Diese denkwürdige Tagung war vor der Wende im Wissenschaftsbereich Methodik DaF konzipiert und in der Wendezeit (30.10. – 1.11. 1990) durchgeführt worden. Der von mir herausgegebene Konferenzband kann somit als ein beredtes Zeugnis der wissenschaftlichen Leistungskraft der Forschungsabteilung des Herder-Instituts dienen, weil es gelang, sämtliche Wissenschaftsbereiche in die Konferenz einzubinden. Dieser Band vermittelt aber auch Befindlichkeiten der Wendezeit. Es scheint mir nicht übertrieben zu sein: Diese Konferenz war der letzte große nach außen sichtbare Auftritt des Herder-Instituts?
Schließlich will ich noch darauf verweisen, dass in den bilateralen Germanistikkommissionen je ein Vertreter des Herder-Instituts mitarbeitete. Diese Kommissionen förderten vor allem die Zusammenarbeit der einzelnen sozialistischen Länder mit der DDR auf dem Gebiet der Germanistik. So war ich Mitglied der Bilateralen Germanistikkommission DDR – ČSSR (1975-89). Eine wesentliche Aufgabe der Kommissionen bestand darin, Fachtagungen zu organisieren.

Auch die dritte Säule des Herder-Instituts, die Forschungsabteilung, ist nicht etwa in der Neugründung des Herder-Instituts als Teil der Philologischen Fakultät im Hegelschen Sinne aufgehoben worden. Die rigorose personelle Verkleinerung und die zu recht ins Zentrum gerückten Studiengänge Deutsch als Fremdsprache ließen das nicht zu. Die Ironie der Geschichte will es, dass es gerade am ehemaligen Herder-Institut keinen Studiengang DaF gab wie an einigen Universitäten in der Bundesrepublik, obwohl beste Voraussetzungen dafür vorlagen. Die Entwicklung war gesamt-DDR-isch gesehen zunächst verschlafen worden und als die Notwendigkeit dann erkannt war, verschleppten festgefahrene Planungs- und Leitungsstrukturen, die Rivalitäten zwischen dem Herder-Institut und der Sektion Germanistik und Literaturwissenschaft/Germanistik Ausländerstudium einerseits und – um es ganz vorsichtig auszudrücken – das zögerlichen Verhalten von Prof. Helbig andererseits (Herr Löschmann, die da drüben kochen och nur mit Wasser!) die Einrichtung des längst fälligen Studienganges. Prof. Gerhard Wazel in Jena hatte bei der Etablierung eines DaF-Studienganges die Nase merklich vorn. Ob Jena vom MHF auserkoren war, den Vorreiter zu spielen, und das Herder-Institut in dieser Frage ein wenig ausgebremst werden sollte, weiß ich nicht. Indes das Nichtzustandekommen des Studienganges allein dem MHF anzulasten, wäre zu einfach. Erst nach der Wende und als immer klarer wurde, dass das Herder-Institut nur eine Überlebenschance hatte, wenn es nach dem Vorbild westdeutscher Universitäten einen entsprechenden Studiengang etablierte, nahm Prof. Helbig die notwendigen Strängen fest in seine Hände und bat auch mich, Vorschläge für die Gestaltung des didaktisch-methodischen Teils der Ausbildung zu unterbreiten. Das war kein größeres Problem, weil entsprechende Vorstellungen tatsächlich in der Schublade lagen und ich 1987 bis 1990 schon bei den Germanistikstudenten, die als Auslandslektoren einsetzbar sein sollten, Vorlesungen zu ausgewählten Problemen der Didaktik/Methodik des Deutschen als Fremdsprache gehalten hatte. Man sieht auch hier, es fehlte gar nicht mehr so viel zum Studiengang.

Die Bandbreite der ehemaligen Forschungsabteilung des Herder-Instituts konnte sich freilich nicht in der engen Struktur eines Studienganges wiederfinden.

Am Ende des Artikels sei ein Trost ausgesprochen:

Du willst bei Fachgenossen gelten?
Das ist verlorne Liebesmüh,
Was Dir mißglückt, verzeihen sie selten;
Was Dir gelingt, verzeihen sie nie!
(Oskar Blumenthal)

  1. Horst Ziebart permalink
    Februar 15, 2011

    Beim Stöbern im Internet stieß ich vor kurzem auf einen Essay von Prof. Waldemar Pfeiffer (Linguistik online 13, 1/03), der im Beitrag zur Forschungsabteilung erwähnt ist und Aspekte der Entwicklung von DaF darstellt. Ich glaube, dass er gut zum obigen Beitrag Forschungsabteilung passt.

    Nachdem Pfeiffer die Dynamik der Disziplingründung DaF benannt hat, heißt es bei ihm: „Zwar folgte man zunächst fast unkritisch den Forschungsströmungen aus den USA bzw. aus der Sowjetunion … Trotz einiger Übersetzungen aus dem Russischen konnten sich die russischen Wissenschaftler nicht überall durchsetzen, obwohl besonders die Konzeptionen der Sprachtätigkeit oder der sog. Linguolandeskunde (in der Bundesrepublik: sprachbezogene Landeskunde) von Verescagin und Kostomarov recht interessant waren. … Zahlreiche Linguisten, in der Regel Anglisten und Romanisten, seltener Slawisten oder Pädagogen, gehörten zu den Begründern der neuen Disziplin. Beispielsweise und stellvertretend seien hier einige Wissenschaftler genannt, wie: Harald Weinrich, Herbert Christ, Albert Raasch, Werner Hüllen, Helmut Heuer, Wolfgang Kühlwein, Günter Zimmermann. Aus der DDR ist hier vor allem Gerhard Helbig zu nennen. 1966 wurde er auf den ersten Lehrstuhl für Deutsch als Fremdsprache im gesamten deutschsprachigen Raum an dem damaligen Herder-Institut der Karl-Marx-Universität in Leipzig berufen. Um ihn bildete sich eine starke Wissenschaftlergruppe, die Deutsch als Fremdsprache in erster Linie wissenschaftlich untersuchte. Zu nennen wären hier beispielsweise Ursula Förster, Günter Desselmann, Marianne und Martin Löschmann, Gerhard Wazel, Werner Reinecke, Harald Helmich und viele andere. Mit Joachim Buscha hat Helbig zahlreiche linguistisch orientierte Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache, vor allem aber die Deutsche Grammatik, ein Handbuch für den Ausländerunterricht in zahlreichen Auflagen herausgegeben. 1981 erschien sein Buch Sprachwissenschaft – Konfrontation – Fremdsprachenunterricht, das für diese Etappe sehr charakteristisch ist. Die meisten Sprachwissenschaftler betrachteten ihre Disziplin als die Grundlagenwissenschaft der Fremdsprachendidaktik schlechthin. Es gab aber auch einige, die der Fremdsprachendidaktik jede Wissenschaftlichkeit absprachen.“

  2. Rechtsanwalt Kristian Schlegel permalink
    Juli 27, 2014

    Eine durchaus lesenswerte Arbeit, welche jedoch einen versteckten Angriff, auf die Arbeit von Herrn Prof. Dr. Desselmann, welcher leider am 25.07.2014, verstorben ist, enthält. Diesen Angriff kann ich als Enkel des Verstorbenen nicht gutheißen.
    Wenn ausgeführt wird, dass Prof. Dr. Desselmann nicht integriert war und kein Bestandteil des Herder – Institutes war, so muss sich der Autor dieses Blogs fragen lassen, ob seine Wahrnehmung der Realtität zu Zeiten des Sozialismus immer uneingefärbt war oder ob hier vielleicht wissenschaftlicher Neid diesen Absatz über Herrn Prof. Dr. Desselmann diktiert hat.
    Es handelt sich bei der geleisteten Arbeit des Prof. Dr. Desselmann um eine, welche sich um die Studenten bemüht hat. Selber konnte der Autor dieses Kommentars ihn bei seiner Arbeit erleben. Was jedoch, dass wichtigste ist, dass er die Freude an der deutschen Sprache wecken konnte, nicht nur bei den Studenten, sondern auch bei Deutschen.
    Wenn es um die Entwicklung im Studium geht, dann nicht nur über wissenschaftliche Theorie, sondern darum den Lernenden Praxiswissen zu vermitteln. Das Problem vieler Wissenschaftler ist, dass sie genau dies nicht können. Es entzieht sich dabei der Kenntnis, ob der Autor des Blogs dies konnte, darüber mag ich mir kein Urteil erlauben, jedoch halte ich die Selbstheiligsprechung des Blogautoren, in Bezug darauf, dass er innerhalb kürzester Zeit 10 Doktoranden zum Abschluss geführt hat, für äußerst bedenklich und durchaus als unwissenschaftlich.
    Es ist schade solche Sachen zu lesen, von Leuten die unter Umständen keine Ahnung von meinem Großvater hatten. Sehr bedauerlich, dass die Universität Leipzig, an welcher ich selber meinen Abschluss gemacht habe, solche Schriften duldet und sie nicht einer kritischen Würdigung unterzieht.

  3. Martin Löschmann permalink*
    Juli 28, 2014

    Sehr geehrter Herr Schlegel,

    ich danke Ihnen für Ihren kritischen Kommentar.

    Ihrem Schreiben musste ich entnehmen, dass unser, mein ehemaliger Kollege Prof. Dr. habil. Günther Desselmann vor einigen Tagen gestorben ist.

    Ihnen und Ihrer Familie möchte meine Frau und ich auf diesem Wege unser herzliches Beileid ausdrücken.

    Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich mich zu Ihrem Beitrag äußern.

    Sollten Sie über eine Würdigung der Lehr- und Forschungstätigkeit Ihres Großvaters verfügen, bin ich gern bereit, sie in den Blogblog aufzunehmen.

    Marianne und Martin Löschmann

  4. Martin Löschmann permalink*
    September 9, 2015

    Im Jahre 2015 noch nicht vergessen!!!!!

    Siehe folgendes Zitat bei

    Grażyna Zenderowska-Korpus Uniwersytet Jagielloński w Krakowie
    „Phraseologismen in Leserbriefen und ihr Einsatz im Unterricht DaF“. In: Zeitschrift des Verbandes Polnischer Germanisten
    Czasopismo Stowarzyszenia Germanistów Polskich
    4 (2015), 1: 77–90

    Zum einen eignen sich Leserbriefe für die Textarbeit im Fremdsprachenunterricht, weil sie alle genannten Anforderungen an die Textauswahl erfüllen. Für den Einsatz der Leserbriefe im Fremdsprachenunterricht spricht vor allem ihre Authentizität. Der Lernende muss befähigt werden, authentische Texte zu verstehen und an authentischen Kommunikationsereignissen reaktiv und initiativ teilzunehmen. Hervorzuheben ist dabei besonders die Bedeutung authentischen Materials als Quelle landeskundlicher Kenntnisse. Authentische Texte im Unterricht haben auch motivierende Wirkung und fördern die Behaltensleistung. (vgl. Löschmann/Löschmann 1984: 45).

    Die Autorin bezieht sich auf
    Löschmann, Marianne / Löschmann, Martin (1984): „Authentisches im Fremdsprachenunterricht.“ In: Deutsch als Fremdsprache 1, 41–47.

Kommentar schreiben

Info: Benutzung von einfachem XHTML (strong,i) erlaubt. Die E-Mail-Anschrift wird niemals veröffentlicht.

Kommentar-Feed abonnieren