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Ein Amerikaner in Berlin, der ein Buch über DDR- Intellektuelle nach der Wende geschrieben hat

2017 18. Oktober
von Martin Löschmann

Beinahe wären mir diese zwei Veranstaltungen entgangen. Sie befassen sich mit Vorgängen,
die in diesem Blog ausführlich behandelt werden. Das Thema der DDR-Intellektuellen nach der Wende
ist keinesfalls ausgereizt. Das beweist Dan Bednarz mit seinem Buch.
Im Folgenden kopiere ich die Einladung für eine Veranstaltung in Potsdam.

Wir werden die Lesung am 24. 10.2017, 16.00 bis 18.00 Uhr in Berlin besuchen.
Sie findet statt im Institut für Ethnologie, Mohrenstraße 40/41, Raum 311

Über die Lesung werde ich natürlich berichten.

Einladung
Am Sonntag, den 22. Oktober 2017 wird von 15.00 bis 18.00 Uhr Dan Bednarz
im Fraenger-Haus, Tschaikowskiweg 4, 14480 Potsdam-Babelsberg, sein kürzlich erschienenes Buch

DDR-Intellektuelle und die Vereinigung Deutschlands:
Eine ethnographische Aufnahme

vorstellen.

Dan Bednarz ist Assistant-Professor für Soziologie am Bristol Community College Fall River, Massachusetts, USA (nahe Boston). Im Sommer 1990 weilte er zu einem Studienaufenthalt am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, um an einem Projekt über soziologische Aspekte, die sich für Organisationen durch die (damals erstmals massenweise) Einführung von Computern ergeben, zu arbeiten.

Sein Interesse für das Schicksal Intellektueller in der DDR in der Wendezeit war aber stärker, und so überzeugte er seinen Auftraggeber, sein Studienobjekt ändern zu dürfen. Er führte bis zum Sommer 1991 Interviews mit 106 Intellektuellen aus verschiedensten Bereichen: Gesellschafts- und Naturwissenschaft der Akademie der Wissenschaften und der Humboldt-Universität, aus Kunst und Kultur.
Niemand seiner Landsleute hat sich sonst mit den Verlierern des Kalten Krieges auf diesem Niveau befasst. Es fehlte nicht nur Interesse, sondern es gab auch kaum Soziologen, die die für vertrauensvolle Interviews nötige Empathie mit den häufig pauschal als staatsnah Stigmatisierten aufbrachten.

Dan Bednarz ist dies in der Zeit der Evaluierungen und Abwicklungen ostdeutscher Institutionen und Wissenschaftsbiographien auf eindrucksvolle Weise gelungen. Es interessierte sich allerdings damals in den USA kein Verlag dafür – die Ergebnisse dieser soziologischen Studien blieben unveröffentlicht.

Im Jahre 2014 war Dan Bednarz wieder in Deutschland. 28 Interviewpartner von damals konnte er wiederfinden. Er hat sie fast 25 Jahre nach der Wende erneut interviewt. Das Ergebnis stieß auf Interesse von 12 Verlagen in den USA.

Veröffentlicht wurde es schließlich von Palgrave/Macmillan 2017 (ISBN 978-3-319-42950-9, 269 Seiten) mit dem Titel East German Intellectuals and the Unification of Germany: An Ethnographic View.

Einer der zweimal Interviewten, der marxistische Philosoph und Wissenschaftshistoriker Prof. Herbert Hörz, schrieb in der Zeitschrift der Leibniz-Sozietät e.V. eine mehrseitige Rezension zum Buch:

https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2017/03/Hoerz.pdf

Hörenswert ist die Vorlesung von Dan Bednarz über sein Buch, die er an seinem College in Massachusetts hielt:

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