Skip to content

Ein Fragebogen für Herrn Scholz

2012 17. Dezember
von Martin Löschmann

Werter Herr Helmut Scholz,

Sie werden sich wundern, dass Sie mehr als 20 Jahre nach der Wende und Ihren Beschuldigungen Post von mir bekommen. Der Grund liegt für Sie vielleicht auch nicht auf der Hand. Für mich schon. Er ist im Blog für jedermann klar ersichtlich dokumentiert, auch für Sie. (http://herderblog.net/2012/09/10/verjagt-mit-keinem-guten-grund/) Ich gehe schon mal davon aus, dass Sie in den von mir initiierten Blog hineingeschaut haben, zumal Ihr Name ja darin vorkommt. Wie Sie wissen, lebt ein derartiger Blog auch von seinen Kommentaren. Da Sie sich bisher nicht dazu geäußert haben, aus welchen Gründen auch immer, denke ich mir, ich sollte Ihnen entgegenkommen und Ihnen Ihre Stellungnahme erleichtern.
Als alter Fremdsprachendidaktiker bin ich auf einen Fragenkatalog im multiple choice Format gekommen. Sie bräuchten nur die entsprechende Zahl plus den jeweiligen Buchstaben in Ihrem Kommentar anzugeben, natürlich sind auch Mehrfachwahlantworten möglich. Es steht Ihnen selbstverständlich frei, sich auch unabhängig von den Fragen zu äußern. Was Sie auch schreiben, es wird dem Blog überantwortet.
Hier meine Fragen:

1. Sind Ihnen im Laufe der Zeit Zweifel an ihren damaligen Anschuldigungen gekommen und haben Sie als gläubiger Katholik womöglich Ihr Gewissen erleichtert?

a) Ja.
b) Nein.
c) Da gab und gibt es nichts zu beichten.
d) Das geht Sie gar nicht an.

2. Wie Sie sicherlich wissen, war Ihre Anschuldigung ein wesentlicher Punkt in meinem ersten Entlassungsschreiben, das dann aufgrund des Arbeitsgerichtsurteils widerrufen wurde. Als Sie von dem Gerichtsurteil erfuhren, was war Ihre Reaktion?

a) Das Arbeitsgericht hat sich geirrt.
b) Sollte ich mich für das Falschzeugnis entschuldigen?
c) Ich bleib einfach bei meiner Anschuldigung.
d) Oh Gott, ich habe die Unverhältnismäßigkeit meiner Anschuldigung nicht bedacht.
e) Das Gericht spricht Recht, aber stellt keine Gerechtigkeit her.

3. In einem Schreiben an die Vorsitzende der Personalkommission Frau Dr. Fix (damals noch nicht berufen!)halten Sie am 06.06. 1992 am Ende eines 11seitigen Papiers, in dem es Schwärzungen gibt, für die übrigens trotz meiner Nachfragen kein Verantwortlicher ausgemacht werden konnte, fest: „… andererseits müssen aber die stillen Leistungsträger, die bisher ohne entsprechende Würdigung blieben, aufgespürt werden, auch wenn sie keinen Antrag stellen. Diese Zurückgesetzten sind ein stummer Vorwurf an die Universität Leipzig.
Worauf gründen Sie Ihr Rehabilitierungsbegehren?

a) Bin als guter Chemielehrer nur Oberlehrer geworden.
b) Andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Studienrätin/Studienrat geworden, obwohl sie schlechter gearbeitet haben, aber Mitglied der SED waren.
c) Wurde nicht zur Promotion zugelassen.
d) Leider habe ich das Ziel zu promovieren nicht konsequent verfolgt.
e) Mir wurde nahegelegt, das Institut zu verlassen.
f) Musste am Parteilehrjahr der SED teilnehmen.

4. In welchem Maße haben Sie nach der Wende zur Qualifizierung des fachsprachlichen Chemieunterrichts beigetragen?

a) Habe mich am wissenschaftlichen Diskurs beteiligt.
b) Habe einen bzw. mehrere Artikel bzw. Erfahrungsberichte zum Fachsprachenunterricht veröffentlicht.
c) Ein Lehrbuch/Lehr-und Lernmaterial ist unter meiner Leitung entstanden und veröffentlicht worden.
d) Konzentrierte mich eher auf meine vermeintliche Rehabilitierung, da blieb keine Zeit für Veröffentlichungen.
e) Bin bald nach der Wende in den Ruhestand getreten.

5. In dem besagten Schreiben an die Personalkommission rechnen Sie sich überraschenderweise „der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter“ zu.
Wie soll das verstanden werden?

a) Das war meine offizielle Bezeichnung.
b) Das war in der DDR-Zeit meine gefühlte Position, die mir aber auf Grund meiner religiösen Gebundenheit verwehrt wurde.
c) Auch Praktiker können wissenschaftliche Mitarbeiter sein.

6. In dem besagten umfänglichen Schreiben fragen Sie sich, ob  eine Entwicklung vom einfachen Lehrer im Hochschuldienst zum ordentlichen Professor am Herder-Institut auch ohne Parteizugehörigkeit und entsprechende -funktionen möglich gewesen wäre?
Als Sie diese Frage formulierten, die allerdings auf mein erstes Entlassungsschreiben keine Auswirkung hatte, kannten Sie meinen wissenschaftlichen Entwicklungsgang?
(Diss. 69, betreut von auch international anerkannten Professoren, Habilitation 79, erst danach Berufung zum Dozenten, 5 Jahre später Berufung zum Professor, bis zur Wende rund 200 Veröffentlichungen)?

a) Ja.
b) Nein.
d) Zum Teil.
e) Nur vom Hörensagen.

7. Können vielleicht wenigsten folgende Leistungen nach der Wende Ihre Frage (siehe 6.) beantworten?

Genauere Angaben finden Sie unter http://www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/leipzig/ Loeschmann_ 1479.pdf
1) Anerkennung des Dr.sc. durch die Umwandlung in Dr. habil. (durch die Leipziger Universität 1991).
2) Herausgabe einer Reihe „Deutsch als Fremdsprache in der Diskussion“ (bisher 7 Bände, im kommenden Jahr zwei weitere).
3) Monografie auf der Basis meiner Habilitation bei Peter Lang 1993.
4) Lehr- und Forschungsarbeit als Reader an der Kingston Universität/London.
5) Vorträge und Durchführung von Fortbildungs-Seminaren auch im Auftrage des SES und des DAAD im Ausland (u.a. Algerien, Finnland, Kanada, Kasachstan, Polen, Russland, Serbien, UK, USA).

a) Nicht im Geringsten.
b) Nein.
c) Eigentlich schon.
d) Das habe ich nicht erwartet.

Bisher keine Kommentare

Kommentar schreiben

Info: Benutzung von einfachem XHTML (strong,i) erlaubt. Die E-Mail-Anschrift wird niemals veröffentlicht.

Kommentar-Feed abonnieren