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Das Herder-Institut als Fortbildungsinstitution

2011 7. Februar
von Martin Löschmann

Wer sich für das Anliegen des Blogs interessiert, müsste den entsprechenden Beitrag aufrufen. Wer für einen der anderen Einzelbereiche – Abteilung Erziehung u. Ausbildung, Deutschlehrer-Fortbildung, Forschungsabteilung,  internationale Beziehungen – Interesse hat,  findet die Beiträge dazu unter den jeweiligen Stichwörtern.

Bundesarchiv 183-1993 …
Foto: W. Grubitzsch, 25. Juli 83
„Die Germanisten Setsuj Kosaka aus Japan,
Henry Kuckczynski aus der VRP u.
Viktor Dimina aus Kongo
bilden sich beim internationalen Hochschulferienkurs  der Leipziger Karl-Marx-Universität weiter.
DDR-Wissenschaftler vermitteln ihnen  eine Vielfalt an Kenntnissen über Sprache, Landeskunde, Politik und Wirtschaft.
Rund 200 Germanisten aus über 30 Ländern nutzen die beiden Sommerkurse an der Leipziger Universität.“

 

Wer für andere nur weiß, der trägt wie ein  Blinder die Fackel,
leuchtet voran 
und geht selber in ewiger Nacht.  (Herder)

Zur ursprünglichen Aufgabe des Herder-Instituts, der sprachlichen und fachlichen Vorbereitung ausländischer Studierender und dem studienbegleitenden Sprachunterricht, gesellte sich im Laufe der Zeit eine aufwändig betriebene Fortbildung ausländischer Deutschlehrerinnen/-lehrer und Germanistinnen wie Germanisten. Der an der KMU Leipzig eingerichtete Hochschulferienkurs für Germanistik, der vom Herder-Institut ausgerichtet wurde, war ein allgemeiner Kurs, der neben den deutlich erkennbaren didaktisch-methodischen und sprachwissenschaftlichen Schwerpunkten, kulturpolitische, landeskundliche, literaturwissenschaftliche sowie später fremdsprachenpsycholo-gische Vorlesungen, Seminare, Kolloquien, Arbeitsgruppen und sprachpraktische Übungen anbot und im Wesentlichen von Mitarbeitern des Herder-Instituts, aber auch von Hochschullehrern der in Frage kommenden Sektionen der Leipziger Universität bestritten wurde.

Ich erinnere mich noch gut an den sprachpraktischen Unterricht im Rahmen der Hochschulferienkurse. Die Verantwortliche dafür war die rührige Studienrätin Elfriede Specht, die wie auch Dr. Buscha darüber hinaus in den fünfmonatigen Kursen für sowjetische Hochschullehrer tätig war. Was für einen Spaß hatten wir mit dem von ihr ausgewählten Kinderbuch „Bootsmann auf der Scholle“ von Benno Pludra, das heute noch verlegt wird. Später konnten wir uns den Luxus leisten, eine Gruppe sogenannter Lehrerbildner zu gründen, die fundiertes Lehr- und Lernmittel für diese hohe Stufe aufbereitete und selbst erarbeitete und die sprachliche Fortbildung in hohem Maße bestritt. Eine solche Gruppe gab es – meiner Meinung – an keiner anderen Hochschuleinrichtung, konnte es nicht geben, weil das Arbeitszeitvolumen dafür nur am Herder-Institut zur Verfügung stand. Gerade die sprachpraktische Arbeit in den verschiedenen Kursen trug zur Anerkennung der Fortbildungskurse bei.

1973 kam ich mehr oder weniger „unbescholten“ und ohne Auszeichnung aus Finnland zurück. Dort hatte ich als Cheflektor die Fortbildung junger finnischer Deutschlehrer und -lehrinnen (Referendare) in Finnland angekurbelt, Lehrbuchautoren und -autorinnen zu Studienaufenthalten in der DDR bewegt. Wieder am Institut wurde ich gleich mit der Leitung des Schwedenkurses betraut, eines Fortbildungskurses für schwedische Deutschlehrer und -lehrerinnen. Warum du und nicht Klaus oder Helga Dieling, die in Schweden mit großem Engagement gearbeitet hatten? Die Frage habe auch ich gestellt. Dielings hatten nun wirklich in Schweden unter schwierigen Bedingungen ausgezeichnete Arbeit geleistet, waren aber in Ungnade gefallen und vorzeitig zurückbeordert worden. Dass nicht einer von ihnen den Schwedenkurs leiten durfte, ist einerseits ein für mich heute noch bedrückender Beweis, dass auch SED-Mitglieder vom Vertrauen ihrer Partei ausgeschlossen werden konnten und andererseits ein unrühmlicher‘ Rückruf allein noch nicht beweist, dass man in der Opposition stand.

Nur ein Jahr war mir die Leitung gegönnt, es hatte richtig Spaß gemacht nach der Fortbildungsarbeit mit den ruhigeren finnischen Kolleginnen und Kollegen. Ich wurde mit der Leitung des Internationalen Hochschulferienkurses für Germanistik an der KMU betraut. Die Leitung, die ich etwa fünf Jahre bestritt, gestaltete sich äußerst arbeitsaufwändig, fraß Forschungs- und Entwicklungskapazität und die unzähligen Überstunden brachten finanziell für mich wie für andere überhaupt nichts ein. Doch einmal übernommen, habe ich versucht nach besten Kräften und im Verein mit anderen besten Kräften diese Kurse weiter zu profilieren in Richtung Verwissenschaftlichung, Zurückdrängung ideologischer Überfrachtung, gezielter Berücksichtigung unterschiedlicher Lehrerbiografien, Binnendifferenzierung, stärkerer Einbeziehung der Teilnehmenden, Einsatz angemessener Text- und Übungsmaterialien. Einen Parallelkurs für Hochschullehrer und -dozenten sowie Sprachlektoren, die mit der Aus- und Weiterbildung von Deutschlehrern in ihren Ländern befasst waren, habe ich aus der Taufe gehoben, wodurch den spezifischen Bedürfnissen dieser Zielgruppe besser entsprochen werden konnte. Außerdem konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Veranstaltungen aus zwei Kursen auswählen, was für die Kursanten insofern vorteilhaft war, als sie von stärker heterogenen Fachinteressen geleitet wurden. Und erstmalig traten in diesen Kursen auch ausländische Vortragende auf, die sich z. T. aus der Teilnehmerschaft selbst rekrutierten.

Über die Hochschulferienkurse, wie sie an allen Universitäten und an vielen Hochschulen der DDR durchgeführt wurden, könnte ich ein kurzweiliges Buch schreiben, bin ich doch in vielen mit Vorträgen und als Leiter von Seminaren aufgetreten. Allein schon die Begegnungen mit Schriftstellern, Künstlern, Historikern, Politikern könnte ein Schreibgrund sein. Stellvertretend seien hier genannt: Volker Braun, Franz Fühmann, Heinz Czechowski, Erwin und Eva Strittmatter, Christa Wolf, natürlich auch Werner Heiduczek, (der in den 60ern zwei Jahre am Institut als Sprachlehrer gearbeitet hat),  Adel Karasholi, als Kurde seit 1961 in Leipzig lebend.

Franz Fühmann liest in der Alten Börse, einem Barockbau mit einem stilvollen Saal, der vornehmlich für kammermusikalische und eben literarische Veranstaltungen genutzt wird. Rund 200 Teilnehmer erwartungsvoll gespannt. Der Dichter hebt an, da dringt ein unerträglicher Baulärm in den Saal: Schlaghammer, Fräsen, Betonfertiger und die Stimmen der Arbeiter überschlagen sich, ein Lärmpegel ohnegleichen. Herr Löschmann, bei diesem Lärm kann ich keine Gedichte lesen. Die Lösung kann nur sein: Da draußen muss die Arbeit eingestellt werden. Schon bin ich draußen, die Veranstaltung unterbrochen. Ihre Veranstaltung ist bei uns nicht angemeldet, klärt mich der Brigadier auf. Auf keinen Fall können wir wegen einer Dichterlesung die Arbeit für zwei Stunden unterbrechen. Arbeits- und Lohnausfall, das schien nicht zu gehen. Gedankenblitz: Wie viel? – Lassen Sie mich mal kurz überschlagen: 350 Mark. Ich stürme zurück in den Saal: Herr Fühmann, die Straßenbauer unterbrechen für zwei Stunden ihre Arbeit. Riesenbeifall. Auch der Dichter ist angetan von dem Verständnis der Bauarbeiter. Nach der Lesung bittet er mich, dass ich mich in seinem Namen bei den Arbeitern bedanke und überreicht mir fünf signierte Bücher, der Lyrikband Die Richtung der Märchen und  Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel. Sprachspielbuch waren dabei. Er hat es nicht erfahren, nur ein Arbeiter ließ sich überreden, das Sprachspielbuch zu nehmen, er erfuhr auch nicht, dass ich die Abrechnung der 450 Mark als kulturelle Sonderleistungen kaschieren musste.

Ach, und dann dieser Reinfall mit Karl Eduard von Schnitzler. Eine Mitarbeiterin hatte ihn für den landeskundlichen Programmteil vorgeschlagen: kurze Einführung in die aktuelle politische Situation und Diskussion. Meine Bedenken wie die anderer Leitungsmitglieder wurden zerstreut, weil dieser Schnitzler sehr viel mehr als nur den Schwarzen Kanal skandieren könne, eine aktuell politische Sendereihe, die sich jeden Montag mit der Bundesrepublik auseinandersetzte. Schließlich habe er als Präsident der Leipziger Dokumentarfilmwoche auch Erfahrung im Umgang mit Ausländern. Ich willigte ein, bat aber darum, dass er sich selbst vorstellen und über seinen bemerkenswerten Lebens- und Karriereweg den Zugang zu den ausländischen Germanistinnen und Germanisten aus Ost und West suchen solle. Doch wie dieser Mann dann abfällig, fast angewidert über seine Herkunft sprach, war befremdend: vom Vater, der höchster Vertreter des deutschen Kaiserreiches in China war, wie er aus dessen Tagebucheintrag während des Boxeraufstandes zitierte: „Es wurde munter hin und her geköpft“, ließ mich nichts Gutes ahnen. Man hatte den Eindruck, dieser Mann verdammte seine Vergangenheit so wie er das System verdammte, aus dem er stammte. Ein Phönix aus der Asche? Ich weiß nicht, ob dies ein treffendes Bild ist, aber für das, was danach kam, fällt mir überhaupt keines ein: Die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal völlig vergessend, wie vom Throne des Schwarzen Kanals aus hämmerte er auf die völlig verdutzten Germanistinnen und Germanisten besonders aus den westeuropäischen Ländern ein, sprach von der Aggressivität des Imperialismus, vom Antikommunismus, von der Hoffnungslosigkeit der Menschen in diesen Ländern. Ich kann mich an keine Veranstaltung dieser Art erinnern, bei der nicht rege Fragen gestellt wurden, auch unbequeme. Fragen jedweder Art waren zugelassen, sogar gewünscht. Die Ausbürgerung von Biermann, die Zensur, die strikte Abgrenzung von der Bundesrepublik, die Reiseeinschränkungen, die Schlangen vor den Geschäften, die miserablen Dienstleistungen, alles kam zur Sprache zum Beispiel beim Stellvertretenden Minister für Kultur Klaus Höpcke. Nicht so bei Herrn von Schnitzler. Die Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen waren eingeschüchtert und fassungslos. Ein paar höfliche Anfragen, sie mögen vorbereitet gewesen sein, konnten nicht die Betretenheit verdecken, die die Kursteilnehmer erfasst hatte und die dem Leiter und vor allen den Lektoren kundgetan wurde. Selbst die Kollegin, die ihn vorgeschlagen hatte, war sprachlos über so viel Arroganz, Borniertheit und Dogmatik. Nichts da von Adressatenspezifiziertheit. Dieser Mann konnte sich nicht anders verhalten, als er sich verhielt: Wie titelte Christoph Dieckmann seinen Beitrag zu Schnitzlers achtzigstem Geburtstag in „Die Zeit“: „Karl Eduard von Schnitzler ist so unverbesserlich wie der Kapitalismus.“

Die Enttäuschung mit meinem Lehrer Ernst Machacek war anderer Art. Er hatte uns in der Grundschule in Zeitz als Geschichtslehrer beeindruckt. Kam in die Klasse, legten sein Schlüsselbund auf den Tisch und legte los, klein von Wuchs, setzte er sich selten hin, wusste immer spannend zu erzählen, hatte kaum irgendwelche Blätter vor sich liegen, allerdings viel Anschauungsmaterial. Er blieb nur kurze Zeit an der Zeitzer Schule. Über die Stationen Schuldirektor, Kreisschulrat, Direktor des Instituts für Lehrerbildung Weißenfels, Hochschullehrer wurde er Stellvertretender Minister in der Volksbildung, verantwortlich für die Ausbildung von Lehrern und Erziehern in der DDR. Gerade der richtige Mann für  die beiden Hochschulferienkurse, dachte ich und lud ihn persönlich ein – selbstredend mit dem Hinweis auf unser Schüler-Lehrer-Beziehung.
Die Freundschaft mit Günther Rücker, dem bekannten Drehbuchautor, der immerhin so bekannte Filme geschrieben hat
wie Der Dritte und Bis dass der Tod euch scheidet, hatte gewiss bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt. In dem Film Die besten Jahre, in dem Rücker zum ersten Male auch Regie führt, schildert er chronologisch in sechs Etappen die Entwicklung und den Aufstieg des Kriegsrückkehrers Ernst Machner, in dem unschwer der Eingeladene zu erkennen ist (Beginn: Ende des zweiten Weltkrieges, Rückkehr und Aufbruch, Neulehrer-Lehrgang, Übernahme einer Dorfschule, darauf einer Oberschule, sodann eines Schulkombinats, schließlich einer Funktion im Ministerium)

Doch welch eine Enttäuschung. Nicht dass er nicht die Leistungen der Volksbildung anschaulich dargestellt und nicht Aufschlussreiches über sie und insonderheit über die Aus- und Weiterbildung von Lehrern als „Mittler zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ zu verkünden gehabt hätte, aber schon dass er immer wieder von den Errungenschaften und Energieleistungen in der Volksbildung sprach und diese gestanzten Aussagen auch noch vom Papier ablas, ließ nichts mehr vom Glanz der Lockerheit meines Geschichtslehrers in der sechsten Klasse erkennen. Ich hatte vielmehr den Eindruck, er fürchtete, irgendetwas Falsches sagen zu können und las und las, ohne jedweden Kontakt zur Zuhörerschaft. Ich saß während des Vortrags neben seinem Referenten in der ersten Reihe, der das Manuskript vor sich hatte und mitlas, warum muss dieser Mensch vor aller Augen mitlesen, ging es mir immer wieder durch den Kopf.
Die gut besuchte Veranstaltung endete mit einem Beifall, der zu gering war, um von einem Achtungserfolg zu sprechen. Soweit ich mich erinnern kann, gab es kaum Fragen. Was sollten die Teilnehmer auch fragen, wenn sie gerade aufgeklärt waren, wie erfolgreich die Volksbildung und dass sie unbeirrt auf dem richtigen Wege war. Sie hatten gespürt, hier hat jemand gesagt, was gesagt werden musste. Das würde sich auch nicht bei den Antworten auf ihre Fragen ändern.
Wer wieder eingeladen wird, hatte Erfolg. Dr. Ernst Machacek wurde nicht ein zweites Mal gebeten zu kommen – ganz im Gegensatz Stellvertretenden Minister für Kultur Klaus Höpcke, der es auf  fünf, sechs Auftritte brachte. Dabei hatte ich fest mit einer Wiederholung der Veranstaltung im nächsten Jahr gerechnet und vorgeschlagen, sie mit der Filmvorführung von  Die besten Jahre (1965) zu verbinden.

Die zweite Säule des Herder-Instituts, die Fortbildung ausländischer Deutschlehrer, -lektoren und Germanisten wurde nach der Wende vom Herder-Institut getrennt und in verkleinerter Gestalt von interDaF e.V. am Herder-Institut der Universität Leipzig übernommen und – soweit ich sehe – von Prof. Dr. Wenzel, Direktor des Herder-Instituts von 1990 bis 95 und geschäftsführender Vorsitzender des Vereins von 95 bis 2003, geprägt. Ich will mir indes keine unnötige Kritik einhandeln, weil ich übersehen hätte, dass bei interDaF auch Sprachintensivkurse auf den Niveaustufen A1 bis C1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens durchgeführt werden. Ich will auch nicht übergehen, dass der Verein zusammen mit dem neuen Herder-Institut die renommierte Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ herausgibt, die 1964 noch vor der Gründung der Forschungsabteilung zum ersten Male herauskam und an deren Konzeption ich als damals einfacher Lehrer exekutiv beteiligt war.

 

  1. Hans Lindner permalink
    März 5, 2011

    Die Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ mit Beilage „Sprachpraxis“

    Ich glaube, die Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ verdient eine etwas umfangreichere Würdigung als es Martin Löschmann im vorstehenden Blog mit drei Zeilen getan hat.
    1963 gab das Herder-Institut unter der Federführung von Alexander Porz und Johannes Joppich ein Probeheft mit dem Titel „Deutsch als Fremdsprache“ heraus, um zu testen, ob Interesse und Nachfrage nach solch einem speziellen Fachorgan besteht. Die Resonanz sowohl im In- und Ausland war überwältigend. Daraufhin nahm der VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1964 die Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ in sein Verlagsprogramm auf. Die Zeitschrift, die in den ersten beiden Jahren viermal jährlich erschien, entwickelte sich schnell zu einem international anerkannten und weit verbreiteten Fachorgan zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Ausländer. Als ich 1966 in das Redaktionskollegium eintrat, konnten wir ihren Erscheinungsrhythmus auf sechs mal im Jahr erweitern. Von Anfang an bemühten wir uns, die Zeitschrift dem Ländergrenzen überschreitenden Erfahrungsaustausch und der fachspezifischen Forschung zu öffnen. Viele Beiträge ausländischer Wissenschaftler legen davon Zeugnis ab. Auf eine oder mehrere Veröffentlichungen in „Deutsch als Fremdsprache“ bei der Promotion hinweisen zu können, brachte wertvolle Pluspunkte ein; denn unsere Zeitschrift arbeitete mit Gutachtern (Peer-Review). Neben Beiträgen zur Linguistik und Methodik fanden die Leser in der Zeitschrift auch Veröffentlichungen zu Fragen der Landeskunde, Fremdsprachenpsychologie, Phonetik und zur Fachsprache. Aber auch mit Konferenz- und Tagungsberichten, Rezensionen und bibliographischen Übersichten versuchten wir, das aktuelle wissenschaftliche Leben weltweit einzufangen und wiederzugeben.

    Völlig unerwähnt bleibt in Löschmanns Beitrag die Beilage „Sprachpraxis“. Deshalb dazu einige Worte.
    1968 wurde die Zeitschrift durch die Beilage „Sprachpraxis – Arbeitsmaterial für den Deutsch lernenden Ausländer “ erweitert. Warum diese Ergänzung? Bei Leseraussprachen, die wir in den Kulturzentren der DDR in Prag, Warschau oder Budapest oder in einigen Hochschulferienkursen durchführten, wurde an uns immer wieder der Wunsch herangetragen, nicht nur hochwissenschaftliche Beiträge zu bringen, sondern auch an den kleinen bescheidenen Deutschlehrer in einer Kleinstadt oder einem Dorf zu denken, der auf der Mittel- oder Oberstufe dringend Arbeitsmaterial für seinen Unterricht benötigte. So entwickelten wir die „Sprachpraxis“ mit einer Fülle abwechslungsreichen, lesenswerten und lehrreichen Materials über die DDR. Außerdem brachten wir Aufgaben und Übungen zu inhaltlichen und sprachlichen Schwerpunkten. Gut angenommen wurden auch die Rätsel und Lieder, die in der Beilage erschienen. Neben den uns eingesandten Rätsellösungen enthielten die Karten und Briefe oft auch herzliche Dankesworte für die Unterstützung, die wir den Lehrern mit dieser Beilage zuteil werden ließen. Sogar Einladungen zum Besuch ihrer Schule waren zuweilen auf den Karten und Briefen enthalten.
    Obwohl der Verlag auch ganze Klassensätze der „Sprachpraxis“ anbot, wurde dies nur in geringem Maße von den Lehrern angenommen. Dies lag vor allem daran. dass die Schulen gar keine eigenen finanziellen Mittel besaßen, Klassensätze zu bestellen und hohe bürokratische Hürden hätten bewältigt werden müssen, um offiziell ausländisches Lehrmaterial in den Schulen einzuführen. Die Lehrer halfen sich oft damit, dass sie die Beiträge mehrfach kopierten, wie sie uns stolz mitteilten, ohne zu ahnen, dass sie damit gegen Urheberrechte der DDR verstießen. Und wir drückten beide Augen zu.

    Es ist nur zu bedauern, dass diese Beilage auch der Abwicklung des „alten“ Herder-Instituts zum Opfer gefallen ist. Sie wäre – natürlich mit veränderten, aber auch ähnlichen Inhalten – für viele Deutschlehrer im Ausland weiterhin eine große Hilfe gewesen.

  2. PhDr. Jana Záhorcová (Bratislva) permalink
    November 30, 2011

    Sehr geehrter Herr Prof. Löschmann,
    aus Sibirien habe ich noch keine Mail bekommen. 🙂 Danke.
    Mit großem Interesse habe ich mir die von Ihnen empfohlenen Seiten aus „Deutsch für Architekten“ angeschaut und bin begeistert.
    Mein Lehrbuch hat den Nachteil, dass ich keinen so fantastischen und engagierten Mitautoren – Muttersprachler wie Sie gefunden habe. Die Originalquellen habe ich auch mühsam gesucht, die Terminologie unter Beratung der Fachleute von der Uni erarbeitet und in verschiedenen Studentengruppen einige Jahre erprobt. Ich ergänze die Themen immer mit aktuellen Texten und freue mich riesig, dass es vonseiten der Studenten immer Interesse an der deutschen Sprache gibt. Ich tröste mich damit, dass es vielleicht auch an der Deutschlehrerin liegt. Gott sei Dank macht mir die Arbeit mit den Studenten Spaß und trotz meinem Rentneralter und 2 tollen Enkelinnen möchte ich noch ein paar Jahre aushalten.
    Mit Frau Prof. Kusnetsowa haben Sie wunderbar und komplex das Thema 5 bearbeitet. Ich hoffe, dass ich einige Texte und Übungen davon für meine Studenten aussuchen und im Unterricht verwenden kann. Ihre starke Seite „Wortschatzarbeit“ dominiert da, die Wortschatzübungen sind super. Die Wortschatzarbeit hat mich auch immer interessiert, deswegen habe ich keine von Ihren Vorlesungen in Leipzig 1975 oder 6??? geschwänzt. Ich sage Ihnen ehrlich, Herr Professor, ich möchte Ihr Lehrwerk als Inspiration bei mir haben. Also, wenn es möglich ist, bitte ich Sie um ein Exemplar…
    Herzlichst Ihre ehemalige Studentin Jana Zahorcova

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